Von Guido Berg: Golmer Pharma-Firma wird „liquidiert“
Insolvenzverwalter: Bei HC Berlin Pharma AG war „nichts mehr zu machen“ / Ex-Chef Geiger widerspricht
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Golm - Dass von Golm irgendwann ein Feldzug gegen die Malaria angetreten wird, erscheint immer fraglicher – aber noch nicht hoffnungslos: Der Berliner Insolvenzverwalter Udo Feser will die in Golm ansässige HC Berlin Pharma AG auflösen. „Die Firma wird liquidiert“, erklärte Feser am Freitag auf PNN-Anfrage. Die Mitarbeiter seien schon vor einem Monat entlassen worden. Feser: „Da war nichts mehr zu machen.“ Dem widersprach gestern der ehemalige Geschäftsführer des Unternehmens, Ottmar W. Geiger. Der Insolvenzantrag sei „nicht notwendig“ gewesen. Es handele sich „um die dümmste Insolvenz des Jahres“. Geiger zufolge würden gegenwärtig „Rettungsversuche“ geprüft, an denen der Beauftragte des SAP-Milliardärs Hasso Plattner, Gerhard Burkhardt, beteiligt sein soll. Burkhardt war am Freitag nicht erreichbar. Geiger zufolge werde derzeit geprüft, ob dem Insolvenzverwalter „ein Angebot“ gemacht werden könne.
Die HC Berlin Pharma AG hatte im Juni dieses Jahres ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Das sei eine „unvermeidbare Notwendigkeit“ gewesen, erklärte damals der Vorstandsvorsitzende Roland K. Wildner (PNN berichteten). Viele Handwerkerrechnungen für den Umbau einer großen, zunächst für die Uwe- Braun-GmbH vorgesehenen und dann von der HC Berlin Pharma AG übernommenen Halle hätten nicht mehr beglichen werden können.
Das im Mai 2007 gegründete Pharma-Unternehmen hatte sich die Entwicklung und Produktion eines neuartigen Anti-Malaria-Mittels mit dem Namen Artimist zum Ziel gesetzt. Die Pläne waren hochfliegend, die für Betroffene leichte und überall mögliche Darreichungsform als Spray, dessen Wirkstoff unter die Zunge gesprüht wird, hätte den Kampf gegen die Malaria revolutioniert. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich knapp eine Million Menschen an Malaria, etwa die Hälfte von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren. Hauptverbreitungsgebiet des einzelligen Malaria-Erregers – sogenannte Plasmodien – ist Afrika. Eine erste Charge des Hoffnungs-Mittels Artimist war von Vertretern der HC Berlin Pharma AG und des australischen Partners, der Eastland Medical Systems Ltd., im Jahre 2008 medienwirksam an Südafrikas Ex-Präsidenten Nelson Mandela überreicht worden. Die Artimist-Charge trug die Nummer 46664, die Häftlingsnummer Mandelas auf Robben Island.
Wie Insolvenzverwalter Feser den PNN weiter sagte, werde ein Rechtsstreit mit der Eastland Medical Systems Ltd. über Rechte an Artimist geprüft. Sollten diese Rechte gesichert werden können, sei für die Gläubiger der HC Berlin Pharma AG „eine ordentliche Quote“ drin. Allerdings müsse der Streit in Australien geführt werden, was teuer sei. „Wir prüfen die Rechtslage“, so Feser.
Auch gegen diese Darstellung wehrt sich Ex-Geschäftsführer Geiger. Dass die Herstellungsrechte und Teile der Vertriebsrechte bei der HC Berlin Pharma AG liegen, sei völlig unstrittig. Für Aktien der HC Berlin Pharma AG in Höhe von acht Millionen Euro habe die Golmer Firma die Rechte von Eastland erworben. Auch die Eastland Medical Systems Ltd. werde dies nicht bestreiten. Geiger: „Der Insolvenzverwalter muss nur einmal mit den Australiern reden.“ Diese würden an einem Fortführungskonzept für die HC Pharma AG mitarbeiten. Eastland besitze die „Generallizenz“ der Artimist-Patente, die Patentrechte selbst halte die englische Proto Pharma Ltd.
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