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Erwies sich als unnötiger Ballast der HC Berlin Pharma AG: Die Riesenhalle in Golm.

© Andreas Klaer

Von Guido Berg: Golmer Pharma-Firma zahlungsunfähig

Dämpfer im Kampf gegen Malaria: HC Berlin Pharma AG ist insolvent / Vorstand: Riesenhalle war Fehler

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Golm - Schwerer Rückschlag für Potsdam als Pharma-Standort: Die HC Berlin Pharma AG mit Hauptsitz in Potsdam-Golm hat am 4. Juni ein Insolvenzverfahren beantragt. „Wir sind zahlungsunfähig“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Roland K. Wildner gestern auf PNN-Anfrage. Der Insolvenzantrag sei eine „unvermeidbare Notwendigkeit“ gewesen. Viele Handwerker-Rechnungen „konnten nicht bedient werden“, so Wildner. Die HC Pharma AG wollte als „Flaggschiffprodukt“ das neuartige Anti-Malaria-Mittel Artimist auf den Markt bringen, das aufgrund seiner Dareichungsform – ein einfach unter die Zunge zu verabreichendes Spray – insbesondere in Afrika große Hoffnungen im Kampf gegen Malaria auslöste. Aufsichtsratsmitglied ist der Schwiegersohn des ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, Isaac Kwame Amuah. Wildner hofft, dass das „hochinnovative Medikament“ doch noch irgendwann auf den Markt kommt.

Wildner hatte die Geschäftsführung der HC Berlin Pharma AG erst Anfang Mai von Ottmar W. Geiger übernommen. Die Darstellungen Geigers und Wildners über den Hergang der Insolvenz-Situation wiesen gestern Unterschiede auf. Geiger erklärte den PNN, „Auseinandersetzungen zwischen den Aktionärsgruppen“ hätten „zum Selbstmord“ des Unternehmens geführt. Der Insolvenzantrag sei Monate zu früh gekommen, denn die Firma habe noch Aussicht auf einen Kredit über 600 000 Euro durch die Mittelbrandenburgische Sparkasse gehabt. Geiger: „Differenzen innerhalb des Unternehmens haben zum Exitus geführt.“

Als „Unsinn“ bezeichnet Vorstand Wildner diese Darstellung. Geiger habe ihm bei der Übergabe der Geschäftsführung eine zwölfmonatige Zahlungsfähigkeit des Unternehmens zugesichert. Das habe sich nicht bewahrheitet. Keine Bank habe der Firma einen Kredit geben wollen. Eigentlich, erklärte Wildner, „war die Firma schon insolvent, als Geiger sie verlassen hat“.

„Hauptmanagementfehler“ Geigers sei der Kauf einer riesigen Halle in Golm gewesen. „Die Halle hat 18 000 Quadratmeter Nutzfläche“, so Wildner: „Wir brauchen aber nur 300.“ Gebaut wurde die Halle für die Uwe Braun GmbH, deren Insolvenz durch eine Übernahme durch den Software-Milliardär Hasso Plattner abgewendet wurde, die sich aber im Weiteren aus Golm zurückzog. Plattner bleibt Eigentümer der Halle, so Wildner. Der Kauf werde rückabgewickelt und Plattners Beauftragter werde einen neuen Käufer für die Halle suchen. Geiger hatte große Teile der Halle untervermietet, etwa an das Landeshauptarchiv. Doch, so Wildner: „Vermietung ist nicht unser Hauptzweck.“ Der Wechsel des Firmensitzes vom Golmer Innovationszentrum GoInn in die Halle sei schon deshalb „kaufmännisch nicht nachvollziehbar“, sagte Wildner, weil die Halle – „fast eine Bauruine“ – erst mit Millionen-Beträgen durch die HC Berlin Pharma AG ausgebaut werden musste. Wildner: „Das Gebäude hat uns in die Insolvenz geführt.“

Der Berliner Rechtsanwalt Udo Feser sagte den PNN, er sei erst seit dem gestrigen Tag der vorläufige Insolvenzverwalter. Er vermutet, die Masse des Firmenvermögens werde für ein Insolvenzverfahren ausreichen. Feser: „Die 6000 Euro werden wir zusammenkriegen.“

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