MEINE Woche: Gomera-Träume
Um mich herum wuseln die Kinder. Verstreut stehen Eltern und reden, die Touristen sitzen in den Cafés und schauen sich den Trubel bei einem frisch gepressten Saft an.
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Um mich herum wuseln die Kinder. Verstreut stehen Eltern und reden, die Touristen sitzen in den Cafés und schauen sich den Trubel bei einem frisch gepressten Saft an. Genauso auch ich. Ich bin in den Ferien auf der Kanarischen Insel La Gomera. Ich besuche hier meine Tante und bekomme so einen etwas anderen Eindruck als „normale“ Touristen. Sogar die örtliche Schule durfte ich eine Woche lang besuchen. Die Insel ist klein, das Leben entspannend, die Strände schön. In der Schule hatte ich auf interessante Stunden, nette Gespräche und tolle Anregungen gehofft, wurde aber leider enttäuscht. In den Klassen saßen gelangweilte Schüler und ebensolche Lehrer, die permanent gegen den ohrenbetäubenden Lärm anschreien mussten, der vom Gang und auch von den Schülern im Klassenraum ausging. So kam ich jeden Tag mit Kopfschmerzen nach Hause und musste mich jeden Morgen zwingen, mich auf den Weg zu machen. So verlockend die Insel als Ferienparadies auch ist, zur Schule würde ich hier nicht freiwillig gehen, das verdirbt einem den Spaß am Lernen. Oder wiegt das restliche Leben diesen Schwachpunkt auf? Die Landschaft sicher: hübsche Berge, die Vegetation eher karg, schöne Fincas, schwarze Strände – wegen des Lava-Ursprungs der Insel – und eine tolle Aussicht auf den Berg Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa.
Aber viele Dinge sind auch beschwerlich und unschön. Gute Ärzte gibt es nur auf Teneriffa, die Fahrt dahin kostet über 20 Euro. Ohne Auto kommt man auf der Insel nur schlecht von Ort zu Ort, und die vielen Kurven der Serpentinen waren für mich eine Qual, denn mir wird schnell übel. Schön ist der schnelle Kontakt untereinander. Man kennt sich hier, schon nach zwei Wochen kenne ich jeden vierten, den ich treffe, beim Namen, meine Tante kennt sogar jeden zweiten. Sich aus dem Weg gehen, ist fast unmöglich. Den Unterschied zwischen Einheimischen und zugezogenen Ausländern erkennt man gut, einige Traditionen und Verhaltensweisen sind sehr unterschiedlich. Am Schönsten ist es allerdings, sich abends auf den Platz in San Sebastian oder einem anderen Städtchen zu setzen und die Atmosphäre einzusaugen. Genau das habe ich auch an fast jedem Abend gemacht. Allerdings freue ich mich nach drei interessanten Wochen doch wieder ein wenig auf Deutschland – auch wenn es da derzeit ziemlich grau ist.
Josefine Markarian lebt in Potsdam und ist 15 Jahre alt. Schon mehrfach hat die junge Autorin über ihre Erlebnisse im Ausland in den PNN berichtet.
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