Landeshauptstadt: Gospel, Steak, Balalaika
Auslandsgesellschaft: Integration auf amüsante Art
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Babelsberg - Wenn mit hoher Kopfstimme „Kalinka“ auf den Weg geschickt wird und dazu die Balalaikas erklingen, dann reißt das auch die etwas steif veranlagten Deutschen mit. Und bei den Liedern der Kubanerin Lien Guerrero wurde sogar spontan mitgetanzt. Ganz multikulti. Denn beim Sommerfest der Berlin-Brandenburgischen Auslandsgeselschaft e.V. (BBAG) hatten sich am Sonnabend mindestens 15 Nationen im Garten der Gesellschaft versammelt und mittendrin jede Menge deutsche Freunde der BBAG. Selbst Potsdams Ausländerbeauftragte Magdolna Grasnick drehte sich mit einer Partnerin zu den Kalinka-Klängen im Kreise. Ermyas Mulugeta hatte sich ebenfalls eingefunden. Der schlanke Deutsch-Äthiopier knabberte amüsiert am Hähnchenschenkel und beteuerte, dass es ihm wieder gut gehe. Er müsse noch an seiner „Gesundheit arbeiten“, schränkte er dann jedoch ein.
Das fröhliche Fest ging außer durch einen kurzen Regenschauer angefeuchtet ohne Zwischenfälle über die Bühne, eröffnet durch afrikanische Trommelklänge, gewürzt mit Bauchtanz und Pantomime, dem Auftritt des Shalom Chapel Gospel Chors sowie Balaika- und Latino-Klängen. Wie jedes Jahr wurden wieder Spezialitäten der Migranten-Heimat-Länder aufgefahren. Das beliebte deutsche Grillsteak durfte allerdings auch nicht fehlen und mundete ganz offensichtlich selbst einem kubanischen Gaumen.
Zum Feiern gab es guten Grund. „Ich fühle mich wohl in Potsdam“, meinte Charity Esther Okezie, die seit 16 Jahren in Deutschland lebt. Sie habe bereits in Nigeria Germanistik studiert, so dass es zumindest für sie keine große Sprachbarriere gab. Nach der Wende sei es noch schwer gewesen, mit anderen Migranten zusammenzukommen. Aber jetzt habe ihre Familie einen großen Freundeskreis. Zum gegenseitigen Kennenlernen hat sicher auch die Arbeit im Gospel Chor der Heilig- Kreuz-Gemeinde beigetragen. Jeden Freitag trifft man sich dort zur Probe.
Potsdams Ausländerbeauftragte bezeichnet die Situation der Migranten ebenfalls als „hoffnungsvoll“. Gerade seien erst wieder 31 Anträge auf Bleiberecht bewilligt worden. Man sei nun dabei, Arbeitgeber für die Migranten zu suchen. Arbeit für die bei uns lebenden Ausländer zu finden, hält auch der Hauptgeschäftsführer der BBAG, Kilian Kindelberger, für eine der wichtigsten Aufgaben, zusammen mit der Vermittlung der deutschen Sprache. Wie wichtig sie für die Integration in den Alltag ist, davon weiß Lien Guerreo ein ganz eigenes Lied zu singen. Sie kam vor sieben Jahren über ein Kulturaustauschprogramm nach Potsdam und konnte kein Wort deutsch. Die erste Zeit sei sehr schwer gewesen, meint die Sängerin und Tänzerin. Sie habe sich ziemlich einsam gefühlt. Lien spricht inzwischen ein sehr gutes Deutsch, hat Freunde gewonnen und sich selbstständig gemacht. dif
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