Landeshauptstadt: „Grabe dort, wo du stehst“
Neu in Potsdam: Historie erleben mit der Geschichtswerkstatt
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Neu in Potsdam: Historie erleben mit der Geschichtswerkstatt „Wir wollen das Fach Geschichte aus dem Elfenbeinturm holen, ohne die wissenschaftliche Grundlage zu verlieren“, erklärt Susanne Marok das konzeptionelle Ziel der neu eröffneten Geschichtswerkstatt Potsdam. Gemeinsam mit der Archäologin Marita Genesis will die 28-jährige Kunsthistorikerin Potsdamer und Touristen aller Altersgruppen für das „Graben in der Erde und in den Archiven“ begeistern, in Workshops, Seminaren oder bei themenspezifischen Führungen. Darüber hinaus helfen Marok und Genesis auch, wenn Interessierte die Geschichte ihrer Familie, ihres Hauses oder ihrer Firma recherchieren möchten. Welches Archiv dazu angesteuert werden muss, wissen die Kunsthistorikerin und die 34-jährige Archäologin ganz genau, schließlich arbeiteten beide einige Jahre für das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall und das Potsdamer Stadtmuseum. Die beiden Existenzgründerinnen starten also mit einem großen Vorrat an praktischer Erfahrung. Wissenschaft soll bei ihnen erlebbar sein. „Es ist ein Erlebnis, so eine alte Schrift aus dem Mittelalter in der Hand zu halten, selbst darüber zu urteilen, was den Schreiber dazu bewegt haben mag – das ist etwas ganz anderes, als nur in aufbereiteten Geschichtsbüchern darüber zu lesen “, sagt Genesis. Die Archäologin spricht aus Erfahrung: Sie hat Kindergruppen zu den Ausgrabungsstätten am Alten Markt geführt und erfahren, wie begeistert und interessiert die Schüler reagierten, wenn die gefundene Tonscherbe auch noch so klein war. „Das hat auch was mit Entdeckertum zu tun“, ergänzt Marok. Als Standort für ein „Dienstleistungsunternehmen“, das Geschichtswissen erlebbar vermitteln will, sei Potsdam ideal, behaupten Marok und Genesis. „Einst entdeckte ein Monarch den Ort und dann entwickelte sich die Stadt sehr schnell“, sagt die Archäologin. Und nicht erst seit dem Großen Kurfürsten könne die wechselvolle Stadtgeschichte an historischen Gebäuden oder Artefakten nachvollzogen und erlebt werden, schon die ersten Siedler haben Spuren hinterlassen, die im Erdreich ablesbar sind. „Grabe dort, wo du stehst“, nennt Genesis ihr Motto. Mit der Geschichtswerkstatt verfolgen Marok und Genesis auch das Ziel, „den Blick von bekannten Königen und Kriegen abzulenken“, auf eine „Geschichte von unten“. „Die Lebensumstände der eingewanderten Hugenotten und Niederländer können vor Ort und im Berliner Archiv recherchiert werden“, sagt Marok, „das Edikt von Potsdam ist Weltgeschichte“. Karsten Sawalski Seestraße 11, montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr, Tel.: (0331) 62 07 984, www.geschichtswerkstatt-potsdam.de.
Karsten Sawalski
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