Meine Frau, ihr GARTEN: Graben, als gäbe es kein Morgen
Ich glaube, uns steht schlechtes Wetter bevor. Das ist so eine Art Bauernregel, obwohl sie eigentlich von mir stammt.
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Ich glaube, uns steht schlechtes Wetter bevor. Das ist so eine Art Bauernregel, obwohl sie eigentlich von mir stammt. Und die geht so: Hat der Hund keine Lust mehr auf draußen, ist das kein gutes Zeichen.
Normalerweise braucht man sich nämlich nur der Terrassentür zu nähern, dann rastet er aus. Dann hüpft er rum, schnappt sich irgendeinen Schuh, drückt sich damit als Erster durch den sich öffnenden Spalt, rast bis zum Ende des Gartens und lässt den Schuh dort fallen. Anschließend treibt er sich noch in jenem Teil herum, den man vom Haus aus nicht so gut einsehen kann. Bis man schließlich glaubt, jetzt sei er weggelaufen. Wahrscheinlich spekuliert der Hund darauf, dass man sich Sorgen macht und deshalb darüber hinwegsieht, wenn er einem wieder einen Schuh versaut hat. Bis man den wiederfindet, ist er nämlich in der Regel vollkommen durchgeweicht.
Inzwischen aber dreht der Hund nur noch eine kurze Runde und schleicht sich dann aufs Sofa. Er hat wohl Angst, er könnte ausgesperrt werden. Und weil so ein Tier ja funktionierende Instinkte hat, wird er spüren, dass draußen demnächst kein guter Platz mehr ist.
Zweites Indiz für den Wetterwechsel ist meine Frau. Ihre Instinkte sollte man auch nicht unterschätzen, zumal sie sich deutlich häufiger unter freiem Himmel aufhält als ich. Meine Frau also ist in hektische Aktivität verfallen, räumt die Beete auf, als gäb’s kein Morgen mehr. „Wer weiß, wie lange man draußen noch arbeiten kann,“ so sagt sie derzeit andauernd. Und mit diesen Worten drückte sie mir eine Grabgabel in die Hand, das ist so eine Art Forke. Damit sollte ich das Dornengestrüpp vor der Tür ausgraben.
Sie brauchte den Platz für ihre Deutzie, ein Hortensiengewächs, das normalerweise „überreich blüht“, wie es in der Beschreibung heißt, nur bei uns nicht. Da blüht sie jetzt schon seit zwei Jahren nicht. Also verordnete ihr meine Frau einen Standortwechsel, um der Deutzie eine letzte Chance zu geben.
„Dafür braucht man Kraft“, hat sie gesagt. Das war natürlich ein durchsichtiges Manöver, mich für ihre Zwecke einzuspannen. Hat aber funktioniert. Ich tat, wie mir geheißen, was nicht leicht war, weil besagter Dornenbusch schon seit über 30 Jahren an der gleichen Stelle steht und entsprechend fest verwurzelt ist. Prompt brach mir der Stiel der Grabgabel, wobei ich mich nicht unerheblich verletzte. Ein hoher Einsatz für eine Pflanze, die nicht tut, wie sie soll. Ich habe also ein wenig gemurrt. Aber meine Frau hat es nicht gehört, weil sie nämlich hinten im Garten die neuen Rotbuchen eingepflanzt hat, die sie bei www.hecken-direkt.de bestellt hat. Unfassbar, was man heutzutage alles im Internet kaufen kann. Die Hecke muss natürlich auch noch unbedingt im Oktober in den Boden. Zugeguckt hat mir nur der Hund. Er lag drinnen, auf der Fensterbank.Andreas Austilat
, ich
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