
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Grabenkampf um Seekrug geht weiter
Rudergesellschaft attackiert Pro Potsdam / Sportausschuss gab kein Votum über neues Ruderzentrum ab
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Potsdam-West - Der Streit unter Potsdams Ruderern schwappt auch auf die Pro Potsdam über. Die Vorsitzende der Potsdamer Rudergesellschaft (PRG), Corina Wartenberg-Zschuppe, wirft der Luftschiffhafen GmbH – einer Tochter der städtischen Bauholding – und Geschäftsführer Andreas Klemund vor, das Sportgelände am Seekrug vermarkten zu wollen. Im Ausschuss für Bildung und Sport trafen Dienstagabend die konträren Positionen aufeinander.
Bekanntlich will die Luftschiffhafen GmbH ein neues Ruderzentrum am äußersten Rand ihres Geländes bauen. Das sei ein „Luftschloss“, dessen Finanzierung völlig offen sei, sagte die PRG-Vorsitzende. Ihre schlimmste Befürchtung: Leistungs- und Breitensport werden auseinanderdividiert. Wie berichtet hatte die Vorstandswahl im Seekrug Ende August einen ersten Höhepunkt im monatelangen Konflikt zwischen Leistungs- und Breitensport beschert: Corina Wartenberg-Zschuppe erhielt 42 Stimmen, die weltbeste Ruderin Kathrin Boron unterlag mit 36 Stimmen. Infolgedessen kam es Ende September zum endgültigen Bruch: 33 der wichtigsten Hochleistungsruderer, darunter etliche Weltmeister und Olympiasieger, verließen die Potsdamer Rudergesellschaft und gründeten einen neuen Verein, den Olympischen Ruder-Club (ORC). Sie hatten befürchtet, dass ihre Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2012 in London leiden könnte, wenn der PRG-Vorstand von Breitensportlern dominiert wird. Breiten- und Spitzensportler hatten sich vor allem an der Frage entzweit, ob ein neues Trainingszentrum für die Ruderer gebaut werden soll oder nicht. Die Luftschiffhafen GmbH will bekanntlich dafür den arg sanierungsbedürftigen Seekrug aufgeben.
Klemund berichtete im Ausschuss, auch der Olympiastützpunkt (OSP) favorisiere aufgrund einer Studie den Neubau eines Ruder-Stützpunkts. Denn der Olympiastützpunkt trage die Betriebskosten für den Seekrug-Rudersport, hieß es. Derzeit wird der Seekrug von beiden Ruder-Vereinen genutzt.
Im Ausschuss gab es allerdings nur verhaltene Meinungsäußerungen. Stefan Wollenberg (Die Linke) stellte lediglich die Frage, ob denn überhaupt mit den Breitensportlern gesprochen worden sei. Klemund: „Die Studie sah auch den Breitensport vor, aber die Mehrheit will am Seekrug bleiben.“
Die Sportbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) stellte zur Finanzierung klar, dass erhebliche Zuwendungen aus der Stadtkasse in die Luftschiffhafen GmbH fließen.
„Effektiv ausgestattete Kraft- und Ergometerräume sowie die Ruderbeckenanlage bieten zusammen mit den eingemessenen und markierten Strecken auf dem Templiner See und weiteren kilometerlangen Strecken auf den angrenzenden Gewässern ein paradiesisches Trainingsrevier für die Ruderer“, zitierte Kathrin Fischer von der Rudergesellschaft eine Aussage des Olympiastützpunktes zur bisherigen Trainingsstätte. Fischer bezeichnet daher die Planung eines viele Millionen Euro teuren neuen Ruderzentrums als einen „auffälligen sport- und finanzpolitischen Realitätsverlust“.
Ob Potsdams Ruderer weiter im Seekrug trainieren oder in einem Neubau, bleibt zunächst offen. Fest steht nur ein Termin: 2014 endet der Vertrag mit der PRG für das Seekrug-Gelände.
Günter Schenke
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