Landeshauptstadt: Grauzonen
Matthias Oden
Stand:
Matthias Oden Am 1. Juni lehnte die zuständige Kultusministerkonferenz eine Rücknahme der Rechtschreibreform ab – mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung und mahnender Linguistenstimmen zum Trotz. Die praxisferne Expertenrunde sollte sich aber ihres ursprünglichen Auftrages besinnen und eine Reform der deutschen Rechtschreibung erarbeiten, die nicht länger mehr am Sprachgefühl der Mehrheit vorbei praktiziert. Doch: Es soll eine neue Rechtschreibung geben. Mag also noch an Regeln gefeilt werden, wird es trotzdem höchste Zeit, sich damit vertraut zu machen. Eine besondere Verantwortung tragen dabei all die, deren schriftlichen Erzeugnisse täglich gelesen werden – Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Werbetexter und Behörden. Die, die jetzt wieder einen Schritt zurück gehen, verstärken die Unsicherheit noch. Und die Schwierigkeiten derer, die in der Schule die neue Rechtschreibung lernen, dürfen nicht noch dadurch vergrößert werden, dass die Öffentlichkeit quasi eine Grauzone orthographischer Beliebigkeit schafft. Das Entstehen einer dritten, an keine Regeln gebundenen „Straßen-Orthographie“ muss verhindert werden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: