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Landeshauptstadt: Griebnitzsee erregt weiter die Gemüter

Die Grünen bekräftigen erneut ihre kritische Haltung zum Bebauungsplan für den Uferweg Griebnitzsee

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Babelsberg - Die Diskussionen zum Bebauungsplan für das Teilstück des Mauerradwegs am Griebnitzsee reißen nicht ab. Anlass ist zum einen die nach wie vor passive Haltung der Stadt Potsdam in dieser Frage. Zum anderen sind es die Details, die sich hinter diesem Konzept verbergen. Die Bündnis-Grünen Potsdams sind grundsätzlich für den Plan. Auch die Bürgerinitiative „Griebnitzsee für Alle“ – bestehend seit zwei Jahren – kann sich eine Umsetzung dessen vorstellen. Der Bebauungsplan sieht zunächst einmal einen durchgehenden Uferweg vor, der überall zwischen Weg und Wasser am Griebnitzsee betretbar ist.

Es gibt jedoch einige Punkte, die beiden Seiten sauer aufstoßen. Da steht zum Beispiel der geplante Bau von bis zu 18 Bootshäusern und sieben -stegen (die Zahlen schwanken regelmäßig) im Raum. Susanne Ahlefelder-Potthast von der Bürgerinitiative sieht in dieser großen Anzahl eine „maßlose Überbauung des Uferbereichs gegeben, die nicht zu vertreten ist“. Sie störe der Fakt, dass „die Anrainer in der Wahl der Größe dieser Häuser und der Grundstücke“ von niemandem eine klare Grenze gezogen bekämen. Zudem könnten die Häuser beliebig eingezäunt werden und somit einer öffentlichen Benutzung des Rad- und Wanderwegs vor dem Uferbereich teilweise entgegenstehen. Ganz abgesehen davon, dass für sie und die Bürgerinitiative „jegliche Bebauung dieses Teilstückes nicht zulässig ist“. Ahlefelder-Potthast bezieht sich dabei auf den Paragraphen 48 des Brandenburgischen Naturschutzgesetzes, der ein Bauverbot an Gewässern vorsieht. Ähnlich sieht es Jürgen Stelter, Kreisvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen in Potsdam. Er sagte gestern: „Potsdam soll endlich aufwachen und die Chancen, die der Mauer-Radweg für die Stadt bietet, nutzen.“ Dabei müsse die „öffentliche Zugänglichkeit gewahrt bleiben“. Diese Forderung gilt auch für die Nutzung der Parks am Heiligen See und in Sacrow durch Radfahrer. Die dortigen „Schiebestrecken“ seien für einen Radweg „nicht diskutabel“. Die zuständige Stiftung Preußische Schlösser und Gärten müsse ihre Grundsatzhaltung, dass Rad fahren in ihren Parks verboten ist, aufgeben. Das gleiche einer „Diskriminierung der Radler“, fügte Stelter hinzu.

Der Berliner Mauer-Radweg, der auf 120 seiner insgesamt 160 Kilometer durch märkisches Gelände führt, ist ein Gemeinschaftsprojekt von Berlin und Brandenburg. So ist es jedenfalls deklariert. Finanziert wird er aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe Ost (GA), die zu 90 Prozent aus Mitteln der Wirtschaftsförderung und zu zehn Prozent aus Eigenmitteln der Fahrradförderung der jeweiligen Bundesländer kommen. Wirklich aktiv ist bis jetzt aber nur Berlin geworden. Dabei biete die Strecke ideale Möglichkeiten sanften Tourismus mit Städtetourismus zu verbinden. Die Klage vieler Anrainer aus den letzten Wochen, sich einer ungerechtfertigten Enteignung ihrer Häuser und Grundstücke gegenüber zu sehen, „ist nicht gerechtfertigt“, sagte Ahlefelder-Potthast. Die jetzigen Eigentümer hätten ihre Grundstücke nach der Wende mit dem Wissen von der Stadt gekauft, dass ihr Terrain „einer öffentlichen Nutzung jederzeit wieder zugänglich gemacht werden kann.“ Der Verkaufswert ihrer Häuser habe seitdem „massiv angezogen“, sagte sie. Insofern könne sich keiner beschweren, wenn es zu einer Veräußerung käme.

Bürgerinitiative und Grüne wollen in den nächsten Wochen zumindest alles dafür tun, ausreichend Bürger für ihre Anliegen zu mobilisieren. Schaukästen am Griebnitzsee machen bereits auf die Problematik aufmerksam, Infostände sind für August geplant. Die Grünen wollen am kommenden Samstag mit allen Interessierten ab 14.20 Uhr ihre „Mauerstreifzüge“ auf dem Radweg fortsetzen. Die Etappe führt diesmal von der Bootsanlegestelle Kladow zum Bahnhof Staaken. Die Problematik Griebnitzsee wird aber wohl auch an diesem Tag nicht ausgespart werden. Martin Stralau

Martin Stralau

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