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Landeshauptstadt: „Griebnitzsee in Flammen“

PNN-Talk zu Perspektiven Babelsbergs / Streit ums Strandbad / Geld für City-Manager

Stand:

Babelsberg – „Wir brauchen in Babelsberg einen großen Event, Griebnitzsee in Flammen“ oder so.“ Diese Meinung äußerte Filmpark-Geschäftsführer Friedhelm Schatz beim PNN-Live-Talk am Sonnabend im Thalia über „Babelsberger Perspektiven“. Nach Meinung des Filmpark-Chefs reichen die kleinen Veranstaltungen nicht aus, um den Stadtteil entsprechend seiner Bedeutung bekannter zu machen.

PNN-Chefredakteur Michael Erbach hatte eine hochkarätige Runde auf dem Podium versammelt, neben Schatz den Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft Babelsberg Matthias Müller, Renate Frost vom Oberlinhaus und Gartendirektor Michael Rohde. Alle waren sich einig: Babelsberg hat eine gute Zukunft. Dafür sprechen Einwohnerzuwachs und Kinderreichtum, der Aufschwung von Handel und Gewerbe, der Stellenwert als Medienstandort sowie als Sitz des Oberlinvereins und schließlich die Bedeutung des Parkes Babelsberg als anerkanntes Kultur-Welterbe der Unesco.

Im Zusammenhang mit dem Babelsberger Park entfuhr Erbach die Bezeichnung „Volkspark“, was Gartendirektor Rohde sanft aber bestimmt zurückwies. Und als der PNN-Chefredakteur den jüngsten PDS-Vorstoß erwähnte, das Strandbad Babelsberg zu erhalten, konnte sich Rohde eines Vorwurfs nicht enthalten: „Ich habe den Eindruck, viele Menschen wissen nicht, was es bedeutet, mit dem Status des Welterbes ausgezeichnet zu sein – viele andere Städte bemühen sich krampfhaft, diesen Titel zu erhalten.“ Potsdam habe in seiner Umgebung so viel Wasser, dass es nicht schwer sein dürfte, Alternativen für ein Strandbad zu finden. Bei der Rekonstruktion des Parkes als Kunstwerk müsse die Badeanstalt aufgegeben werden. Auch als aus dem Publikum der Vorschlag kam, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten eine Käseglocke zu schenken, damit sie diese über alles Preußische stülpen könne, änderte das den Standpunkt des Gartenexperten nicht, ebenfalls nicht die Bemerkung, dass die Kindheit ganzer Generationen mit dem Strandbad verbunden sei.

Rohde gab bekannt, dass der Park durch eine Reihe von Maßnahmen noch attraktiver werde: Öffnung des Babelsberger Schlosses im nächsten Jahr, Rückbau der Bauten der ehemaligen Richterschule der DDR, Wiederherstellung der Hofgärtnerei und die Inbetriebnahme der Wasserversorgung. Letztere wird die Springbrunnen- und Bewässerungsanlagen wieder in Betrieb setzen. Aus dem Publikum kam der Vorschlag, den Park für kleinere kulturelle Veranstaltungen zu öffnen und damit noch besser in den Stadtteil einzubeziehen.

Das Oberlinhaus ist mit seinen etwa tausend Beschäftigten wohl der größte Arbeitgeber Babelsbergs. Laut Renate Frost, Leiterin des Bereichs „Lebenswelten“, ist die Einrichtung als Dienstleistungsunternehmen und diakonischer Träger im Stadtteil präsent und halte spezielle Angebote für Familien von der Krippe über die Kita und Frühförderung bis zur Beratung von Eltern parat. Die Mitwirkung bei der Stadtteilplanung, zum Beispiel um Barrierefreiheit zu erreichen, und die Vermittlung des „speziellen Know-hows“ auf dem Gesundheitssektor gehörten zu den wachsenden Anliegen. Der Bereich „Lebenswelten“ setze sich dafür ein, Babelsberg als Lebensraum für die zunehmende Zahl älterer Menschen zu erhalten, betonte Frost.

Was den Einzelhandel und die Gastronomie betrifft, waren von Matthias Müller als deren Sprecher kaum ernsthafte Klagen zu hören. Die Aktionsgemeinschaft werde zunehmend bedeutender und sei jetzt auch im Internet unter www.potsdam-babelsberg.de präsent. Es müsse am Marketing gearbeitet werden, auch am Branchenmix und als Nahaufgabe am Gelingen des diesjährige Weihnachtsmarktes. Aus dem Publikum gab es Kritik an den Öffnungszeiten der Geschäfte. Müller berichtete, dass Versuche zur Verlängerung der Geschäftszeiten in der Vergangenheit gescheitert seien. Die Ladeninhaber seien autark und könnten nicht zu längerer Öffnung genötigt werden. Ein Problem sei, dass es niemanden gebe, der namens der Aktionsgemeinschaft „Klinken putzen“ gehe, also einen City-Manager. Bauunternehmer und SPD-Stadtverordneter Wolfhard Kirsch, der unter den Zuhörern war, fragte nach den Kosten und als von 12 000 Euro im Jahr die Rede war, versprach er, sich um die Finanzierung zu kümmern. 3000 Euro könne sein Unternehmen sofort in den Topf geben.

Viele der beim PNN-Talk eingebrachten Lösungsvorschläge werden noch lange nachwirken. Ein so leicht hingesagtes Wort wie „Griebnitzsee in Flammen“, dürfte wohl nicht nur dem Event-Manager Friedhelm Schatz noch lange Kopfzerbrechen bereiten.

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