Aus dem GERICHTSSAAL: Griff in die Ladenkasse?
Videokamera sollte vermeintliche Diebin überführen
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Aus dem GERICHTSSAALVideokamera sollte vermeintliche Diebin überführen Schon einmal machte Karin K.* (48) lange Finger. Damals bot ihr die Chefin eine zweite Chance. Schließlich war die Fleischverkäuferin im Team beliebt. Zudem war bekannt, dass der Ehemann der Frau zu Gewalttätigkeiten neigte, wurde zu Hause das Geld knapp. Karin K. schwor hoch und heilig, fortan ehrlich durchs Leben zu gehen. Dann fehlten über eineinhalb Jahre wieder mehrfach Beträge in der Kasse. Um die Verdächtige zu überführen, ließ die Ladenbesitzerin von einer Sicherheitsfirma heimlich eine Videokamera installieren. Die einwöchige Überwachung schien sich zu lohnen. Auf dem vom Security-Personal akribisch ausgewerteten Endlos-Band soll deutlich zu sehen sein, dass Karin K. am 27. sowie 29. Januar 2004 lange Finger macht. Vor Gericht gibt sich die inzwischen Geschiedene empört. Alles sei erstunken und erlogen. „Ich wurde ins Büro bestellt und gefragt, wie viel Geld ich im Portemonnaie habe. Als ich antwortete, 40 Euro, sagte man mir, genau die würden in der Kasse fehlen. Ich musste sie abliefern.“ Während ihre Chefin und deren Lebensgefährte den Ausgang blockierten, seien ihr von einem der Sicherheitsleute sekundenschnell zwei Bilder vor die Nase gehalten worden, die die Tat dokumentieren sollten. „Ich wurde dann unter Druck gesetzt, musste an Ort und Stelle ein Schuldbekenntnis und meine Kündigung schreiben“, so die wegen Diebstahls Angeklagte. Im Gegenzug habe ihre Arbeitgeberin von einer Anzeige absehen wollen. „Die Aussprache fand in einer entspannten Atmosphäre statt“, entgegnet Pawel P.* (52), Bereichsleiter der Firma Securitas. Karin K. habe den Griff in die Kasse recht schnell zugegeben „Als Motiv gab sie Geldsorgen an.“ Als die Chefin ihr sagte, das Vertrauensverhältnis sei nunmehr zerrüttet, habe sie von sich aus die Kündigung angeboten. Geschäftsinhaberin Helga H.* (38) beteuert, sie habe der Angeklagten weder den Ausgang versperrt noch sie zu einem Geständnis gezwungen. „Ich hätte mir gewünscht, dass Frau K. nicht die Täterin ist. Sie hat mich sehr enttäuscht.“ Der Verteidiger der nunmehr Arbeitslosen besteht darauf, die Videos, die den vermeintlichen Diebstahl belegen, in den Prozess einzubeziehen. Das Gericht gibt dem statt und vertagt die Verhandlung auf Dienstag. (*Namen geändert.) Gabriele Hohenstein
Gabriele Hohenstein
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