Sport: Grit Breuer läuft künftig für Potsdam
Spektakuläre Neuverpflichtung des SCP / Auch Katja Keller und Anja Carlsohn wechseln in den Luftschiffhafen
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Spektakuläre Neuverpflichtung des SCP / Auch Katja Keller und Anja Carlsohn wechseln in den Luftschiffhafen Deutschlands beste 400-m-Läuferin Grit Breuer startet künftig für den SC Potsdam. Gestern unterrichtete sie ihren bisherigen Verein, den SC Magdeburg, darüber, dass sie dort ihren 2004 auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Anschließend ließ sie über ihren Anwalt Dr. Peter-Michael Diestel aus Potsdam – zugleich Präsident des SCP – ihren Wechsel an die Havel verkünden. Der Potsdamer Verein selbst kann sich den teuren Star leisten, weil mit dem Gesundheitskonzern KMG Kliniken AG aus Bad Wilsnack einer seiner langjährigen Sponsoren die Weltmeisterin und Olympia-Dritte mit der langen Sprintstaffel unter Vertrag nimmt, sie unterstützend fördert und ihr nach Beendigung ihrer sehr erfolgreichen sportlichen Laufbahn eine berufliche Perspektive bietet. Entsprechende Verhandlungen führte Breuer bereits mit dem KMG-Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Neubert. Die 32-Jährige wird allein vom SCM zum SCP kommen; ohne ihren Trainer und Lebensgefährten Thomas Springstein. In dessen Wohnung waren vor ein paar Wochen Dopingsubstanzen gefunden worden; seither sieht sich Springstein mit Dopingvorwürfen konfrontiert, die er aber zurückweist. Auch Grit Breuer selbst, die 1992 gemeinsam mit ihrer damaligen Trainingskameradin Katrin Krabbe wegen Medikamentenmissbrauchs für drei Jahre gesperrt wurde, bekam zuletzt Probleme, weil sie sich vor ihrem Griechenland-Urlaub im September nicht beim Deutschen Leichtathletik-Verband abgemeldet hatte. Sie erhielt deshalb eine schriftliche Verwarnung der Nationalen Anti-Doping- Agentur (Nada). Peter Rieger rieb sich gestern zufrieden die Hände. „Grit ist noch längst nicht ausgebrannt und ist mit ihrer Einstellung ein Vorbild“, erklärte der Geschäftsführer des SCP. „Wir als Verein streben bei den nächsten Olympischen Spielen Medaillen und weitere vordere Plätze an. Dabei kann uns Grit sehr helfen, indem sie zum einen den hiesigen Nachwuchs mobilisiert und zum anderen mit ihrem Wechsel zeigt, dass Potsdam ein sehr guter Leichtathletik-Standort ist.“ Ebenso wie Rieger will auch Frank Möller, der Potsdamer Leichtathletik-Trainer, nichts von einer gewissen Brisanz des Neuzugangs wissen: „Gegen Grit liegt nichts vor“, sagt er. „Dass man vergisst, sich vor der Urlaubsreise abzumelden, ist auch schon anderen Athleten passiert. Ansonsten aber hat Grit eine weiße Weste.“ Möller wird den prominenten Neuzugang, der sich von seinem inzwischen sehr reichen Erfahrungsschatz leiten und weiterhin von Thomas Springstein beraten lassen will – siehe unten stehendes Interview –, im Luftschiffhafen betreuen. „Ich bin ein hilfsbereiter Mensch“, sagte der erfahrene Trainer, der Grit Breuer seit langem kennt. „Seit 1988“, erzählte er, „und wir haben einen guten Draht zueinander. Grits Trainingsprogramm zielt langfristig bis zu den Europameisterschaften 2006, und bei ihren Vorbereitungen will ich ihr gern behilflich sein.“ Mit Claudia Hoffmann trifft Potsdams neuer Laufstar im Luftschiffhafen außerdem auf eine junge Athletin, deren großes Vorbild sie einst war und mit der gemeinsam sie mit der deutschen Viermal-400-m-Staffel im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften in Paris Platz vier belegte sowie bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Athen im Vorlauf ausschied. „Ich hoffe, die Zusammenarbeit wird für beide Läuferinnen gut sein“, meint Frank Möller dazu, während Grit Breuer selbst erklärte: „Wenn wir Trainingseinheiten gemeinsam bestreiten, wird es uns beiden nutzen.“ Während Breuer bereits heute in Potsdam erwartet wird – sie bestritt in den vergangenen Wochen bereits mehrmals Trainingseinheiten im Luftschiffhafen –, weilt Claudia Hoffmann derzeit noch bei einem sechswöchigen Bundeswehr-Lehrgang. Dort traf die Sportsoldatin mit Katja Keller eine Siebenkämpferin des LAC Erdgas Chemnitz, der in diesem Jahr während eines Wettkampfs in Ratingen eine Verletzung einen Strich durch ihre Olympia-Träume machte und die zuletzt ihren Kaderstatus verlor. Über die Läuferin trat die Siebenkämpferin mit internationaler Wettkampferfahrung in Kontakt mit dem SC Potsdam – für den nun auch sie in der kommenden Saison starten wird. Ebenso wie Anja Carlsohn. Die Marathonläuferin, die schon seit längerem im Potsdam studiert und trainiert und beim diesjährigen Swiss Alpine Marathon in Davos in der Wettkampfklasse K30 gewann, wechselt von der LG Nike Berlin zum SC Potsdam. Dagegen hat Korinna Fink nach nur kurzem Aufenthalt Potsdam bereits wieder verlassen. Die 23-Jährige, die im Spätsommer von Magdeburg in Frank Möllers Trainingsgruppe gekommen war, ging inzwischen nach Frankfurt (Main) – der Liebe wegen. Fink ist mit Nils Schumann, dem 800-m-Olympiasieger von Sydney 2000, liiert. Der wurde bislang ebenfalls beim SC Magdeburg von Thomas Springstein trainiert und wechselte nun zur LG Eintracht Frankfurt. Fink folgte ihm daraufhin; ohne sich freilich bisher schriftlich beim SCP abzumelden.
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