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Aus dem GERICHTSSAAL: Große Hochzeit auf Pump

Ehepaar bezahlte Rest von 1162 Euro nicht

Stand:

75 Gäste würden zu ihrer Hochzeit am Sonnabend kommen, versicherte Rena R.* (30) der Golmer Gaststätteninhaberin am Vortag. Schließlich solle die Eheschließung auch ein Abschied von ihren zahlreichen Freunden sein. Das frischvermählte Paar beabsichtigte nämlich, nach Dänemark auszuwandern, dort ein neues Leben zu beginnen. Als Rena und Ralf R.* (34) am 9. September 2006 an der festlich eingedeckten Tafel Platz nahmen, blieben rund 20 Stühle leer. Doch die Wirtin hatte für 70 Gäste kalkuliert. 15 Euro sollte das Menü pro Person kosten, Getränke und Kuchen extra. Die Rechnung betrug am Ende des Hochzeitsessens 1962 Euro. Am nächsten Tag – so war es vereinbart – sollte Ralf R. bezahlen. Aber der Potsdamer erschien nicht, holte statt dessen lediglich ein vor dem Restaurant geparktes Auto ab. Auch in der Folgezeit hielt er es nicht für nötig, die Zeche zu begleichen.

„So etwas ist mir in 13 Jahren noch nicht passiert“, resümiert Gaststättenwirtin Regina R.* (57) im Zeugenstand. Nachdem es ihr gelungen war, die Handynummer des Bräutigams ausfindig zu machen, habe sie mehrfach versucht, ihn anzurufen, jedoch vergebens. Ungefähr zwei Wochen nach dem Festmahl sei Ralf R. dann in ihrem Lokal erschienen, habe 800 Euro über den Tresen geschoben. Den Rest, so beteuerte er, würde er demnächst vorbeibringen. „Er sagte, ihm sei das alles furchtbar peinlich. Sie hätten schon ihr Auto zum Pfandleiher bringen müssen, um das Hochzeitskleid kaufen zu können“, berichtet die Wirtin. Sie wartet bis heute auf die ausstehenden 1162 Euro, erstattete inzwischen Anzeige bei der Polizei gegen das betrügerische Pärchen.

Das ist jetzt zu dritt. Doch nur das zur Verhandlung mitgebrachte Töchterchen hat offenbar Spaß im Gerichtssaal und flitzt munter zwischen den Stuhlreihen hin und her. Rena und Ralf R. schweigen auf Anraten ihrer Anwälte. Der Verteidiger des Mannes erklärt im Namen seines Mandanten, dieser habe nie vorgehabt zu betrügen. Leider sei er nach der Hochzeit in eine finanzielle Schieflage gerutscht, die es ihm unmöglich machte, seinen Verbindlichkeiten rechtzeitig nachzukommen. (Dem widerspricht allerdings die bei der Wirtin gemachte Aussage, die Kasse sei bereits beim Kauf des Brautkleides leer gewesen.) Da sowohl Rena als auch Ralf R. anerkennen, in der Schuld der Wirtin zu stehen, verzichtet das Gericht vorläufig auf Bestrafung der bislang unbescholtenen Zechpreller. Die haben jetzt sechs Monate Zeit, die Restsumme zu bezahlen. Fließt in dieser Zeit kein Geld, geht der Prozess von vorne los. (*Namen geändert.) Hoga

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