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Landeshauptstadt: „Großer Tag für Potsdam“ – mit Zweifeln

Landtagsneubau: Antrag von CDU und SPD weckt Hoffnung auf Wiederherstellung der Potsdamer Mitte

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Landtagsneubau: Antrag von CDU und SPD weckt Hoffnung auf Wiederherstellung der Potsdamer Mitte Von Günter Schenke Innenstadt - Mit der heutigen Entscheidung der Landtagsfraktionen von CDU und SPD für eine Landtags-Neubau nach historischem Vorbild scheinen die Würfel für Potsdams Mitte gefallen. „Ein großer Tag für Potsdam“, kommentiert Andreas Mühlberg, SPD-Fraktionschef in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, den Beschluss. Und Götz Thorsten Friederich, Vorsitzender der CDU-Stadtfraktion, spricht von einem „tollen Erfolg für Potsdam“. Die CDU habe für diesen Standort und die historische Gestalt gekämpft. Der Koalitionsvorschlag sei ein positives Signal, dass ein ähnliches Engagement nach sich ziehen werde, wie schon bei anderen Vorhaben. Allerdings ist die Zustimmung des Landtages für den CDU/SPD-Antrag nicht sicher, denn mit 36 Befürwortern des „Landtagsschlosses“ gibt es noch keine Mehrheit. 45 Stimmen sind notwendig. Mühlberg sieht das gelassen: „Ich gehe davon aus, dass die Fraktionen geschlossen für den Antrag stimmen.“ Es sei etwas anderes, ob innerhalb der Fraktionen um einen gemeinsamen Standpunkt gestritten werde oder ob eine Abstimmung im Plenum stattfinde. Der Standort auf dem Grundriss des Stadtschlosses sei unstrittig, Differenzen gebe es lediglich wegen der historischen Fassade. Den noch Zögernden – aus der SPD enthielten sich sechs Abgeordnete der Stimme – müsse klar gemacht werden, dass es nicht um den Wiederaufbau eines Schlosses gehe. Und die Fassade werde nur teilweise historisch ausgeführt. „Es wird kein Stadtschloss und dafür wird es im Landtag auch eine Mehrheit geben“, so Mühlberg. Christian Seidel (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtplanung und Bauen, betont, dass der Landtagsbau zwar historische Substanz enthalten, auf der anderen Seite aber eine neue Funktionalität erfüllen müsse. „Das ist eine tolle und spannungsreiche Aufgabe für Architekten“, betont er. Saskia Hüneke (Bündnis 90/Die Grünen) geht davon aus, dass die Formulierung „nach historischem Vorbild“, den Nachbau der Barockfassade unter Einschluss erhaltener Originalteile bedeutet. Den gestrigen Beschluss der beiden Landtagsfraktionen wertet sie als einen „ganz wichtigen Schritt zur Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte“. Die große Mehrheit der Fraktionen habe offenbar erkannt, wie wichtig die historische Fassade sei. Wie Historisches und Funktionelles unter einen Hut zu bringen sei, müsse ein Architektenwettbewerb ergeben. Die Rekonstruktion der historischen Fassade bezeichnete Hüneke, die beruflich für die Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten verantwortlich ist, als „sehr schwierig“. Die fachlichen Aspekte dürften trotz des Vorhandenseins vieler Originalteile nicht unterschätzt werden. PDS-Stadtfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg hatte sich schon auf dem Stadtforum vorigen Donnerstag gegen einen Landtag in historische Form ausgesprochen. Die Sanierung des jetzigen Landtagsgebäudes auf dem Brauhausberg sei die „deutlich kostengünstigste Variante“. Trotzdem hält er eine Standortverlagerung für „bedenkenswert“ und schlägt als neuen Standort das Havelufer am Alten Markt vor. „Der Plenarsaal könnte wie in Dresden zur Wasserseite hin mit einer Glasfassade gebaut werden; zum Alten Markt hin wäre eine historisierende Fassade möglich.“ Ob die PDS-Fraktion einer solchen Vorstellung folgt und geschlossen gegen den Antrag von SPD und CDU stimmt, ist jedoch zweifelhaft. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende in der Stadtverordnetenversammlung, Steeven Bretz, empfiehlt der PDS eine „Rolle rückwärts“, um von ihrer ablehnenden Haltung zum Schlossstandort wegzukommen. „Kleinkariertes Parteiengezänk“ müsse wegen der Wichtigkeit des Vorhabens zurückgestellt werden. Auch Bretz hält es für sicher, dass der CDU-SPD-Antrag im Landtag eine Mehrheit erhalten werde.

Günter Schenke

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