
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Großfahndung nach Schlaatzer „Tretminen“
Kinder als „Hundehaufendetektive“ im Einsatz / Erstmals zwei Vierbeiner-Toiletten in der „Platte“
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Schlaatz - Auch wenn’s bei der Orthographie hapert, die Botschaft ist eindeutig. „Es ist ecklich, wenn man reintritt.“ Oder: „Hundehaufen sind scheise.“ Die kleine Meckerecke auf der aufgebauten Schreibtafel am Schlaatz ist voll davon.
Schlaatzer Kinder haben ihrem Ärger über die Hinterlassenschaften des besten Freundes des Menschen Luft gemacht. An diesem Dienstag sind sie rund um den Schilfhof als „Hundehaufendetektive“ im Einsatz. Bewaffnet mit Mundschutz, grüner „Erkennungsmarke“ und bunten Wimpeln gehen sie auf der Wiese auf die Pirsch. Schon nach kurzer Zeit ist der Rasen ein Fahnenmeer. Allein auf diesen paar Quadratmetern finden sich Dutzende Häufchen. 20 hat allein die neunjährige Sara aus der Weidenhof-Grundschule markiert, ihre Klassenkameradin Melanie kommt auf zehn. Die Detektivarbeit finden sie „cool“, die braunen Entdeckungen weniger. „Endlich mal ein sauberer Schlaatz“, hofft Melanie.
Das Projekt der „Hundehaufendetektive“ läuft bereits seit fast anderthalb Jahren. Unter Federführung des Bürgerhauses und des Kinder- und Jugendbüros des Stadtjugendrings wollen Kinder verschiedener Schlaatzer Kitas, Schulen und Horte an diesem Tag ein Zeichen gegen die Verschmutzung ihres Kiezes mit Hundekot setzen. Erste Abhilfe erhoffen sie sich von zwei neuen Hundetoiletten am Inselhof und am Binsenhof – die ersten am Schlaatz und die ersten städtischen in einem Neubaugebiet überhaupt, sieht man einmal von den privat vom Wohnungsverwalter Allod im Kirchsteigfeld aufgestellten ab. Bezahlt wurden die je 700 Euro teuren Hunde-WCs von den Wohnungsunternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren und aus dem Fördertopf „Soziale Stadt“. Wenn die rund 100 Tütchen darin alle sind, sorgt die Stadtentsorgung Step für Nachschub. Sollten sich die Hundetoiletten bewähren, könnten weitere hinzukommen, sagt Sozialdezernentin Elona Müller.
30 solcher Vierbeiner-Klos gibt es inzwischen in Potsdam, die meisten hat das Ordnungsamt in der Innenstadt aufgestellt. An touristisch relevanten Punkten will man den Bestand weiter ausbauen. Zwei sollen bald in der Schwanenallee die Hundebesitzer zur Kotentsorgung animieren, für diese WCs haben sich private Sponsoren gefunden. Generell, schätzt Müller ein, mangele es vielen Hundebesitzern noch immer an Sensibilität. Sie selbst habe beobachtet, wie ein Hund sein Häufchen direkt neben einem Tütenspender machte, während sein Herrchen seelenruhig zusah. Darauf angesprochen, habe sie eine blöde Antwort bekommen.
Die Kinder haben die „Tretminen“ inzwischen alle markiert. Zum Lohn gibt’s eine Urkunde. „Dass uns Kinder erst darauf aufmerksam machen“, sagt Müller, „ist für die Erwachsenen peinlich“. pee
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