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Sport: Größter Wunsch ist eine neue Sporthalle

Der Sport braucht zusätzlich noch zwei Schulsporthallen „Wir richten am 26. April erstmals auch den rbb-Lauf aus.“ Dr. Lutz Henrich und Anne Pichler vom Stadtsportbund Potsdam über das Sportjahr 2008 in der Landeshauptstadt sowie über Wünsche und Pläne für das kommende Jahr

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Weihnachten steht vor der Tür. Was wünscht sich Lutz Henrich als Vorsitzender des Stadtsportbundes Potsdam vor allem unter den Weihnachtsbaum? Und was Anne Pichler als Geschäftsführerin?

Lutz Henrich: Ich wünsche mir das Gleiche wie im vergangenen Jahr: Dass Potsdam endlich seine neue Sporthalle bekommt.

Anne Pichler: Mir geht es genauso. Wir hoffen, möglichst bald zur Eröffnung dieser neuen Sporthalle eingeladen zu werden.

Lutz Henrich: was die Wünsche Tausender Potsdamerinnen und Potsdamer einschließt: Vereine, die auf hohem sportlichem Niveau spielen – wie die Handballer des 1. VfL oder die Volleyballerinnen des SC – benötigen diese Halle ganz dringend und warten schon lange darauf! Auch die Potsdamer Sportfans haben es längst verdient, hier sportliche Großereignisse zu sehen.

Was kann der Stadtsportbund seinen Mitgliedern und Vereinen schenken?

Lutz Henrich: Die 146 Vereine des Stadtsportbundes haben sich mit ihren vielen ideenreichen Aktivitäten selbst die besten Geschenke gemacht. Noch nie hatten wir so viele hochwertige Sportereignisse in der Stadt wie in diesem Jahr. Ob man nun den von uns organisierten Schlössermarathon nimmt, bei dem wir mit 3255 Teilnehmern erstmals die 3000er-Marke geschafft haben, ob den inzwischen traditionellen Kanalsprint und die Wasserspiele des KC, die Saisoneröffnung des Fanfarenzuges oder das Indoor-Stabhochsprungmeeting des SC, um nur wenige Beispiele zu nennen.

Anne Pichler: Kein Geschenk, sondern eine verdiente Anerkennung war die Erhöhung der Sportförderung durch die Stadt gegenüber dem Vorjahr um 28 000 auf 200 100 Euro in diesem Jahr. Das ist eine sehr notwendige und erfreuliche Verbesserung.

Ist der Geldbeutel des Stadtsportbundes damit genügend gefüllt?

Anne Pichler: Genügend ist immer relativ, und das Geld verlässt den Beutel ja sofort wieder. Die Anträge der Vereine können nur knapp zur Hälfte umgesetzt werden. Wir bekommen in diesem Jahr zwar erstmals mehr als 200 000 Euro, haben aber inzwischen viel mehr – nämlich 2800 – organisierte Sportler als beispielsweise 2004, so dass pro Kopf letztlich weniger zur Verfügung steht als vor einigen Jahren.

Lutz Henrich: Durch die Erhöhung der Sportfördermittel in diesem Jahr können wir die ehrenamtliche Arbeit der Übungsleiter, die oft mehr als sportliche Ansprechpartner für die jungen Sportler sind, deutlich besser würdigen. Jedem Übungsleiter, der 15 oder mehr Kinder und Jugendliche betreut, können wir dieses Jahr einen Zuschuss von 114,47 Euro bezahlen – eine Geste der Anerkennung, denn der persönliche Aufwand an Kraft, Zeit und Geld liegt oft bei einem Vielfachen.

Mit 22 561 Mitgliedern hat der Stadtsportbund in diesem Jahr erneut eine Schallmauer – die 22 000 – durchbrochen.

Lutz Henrich: Offensichtlich wollen sich immer mehr Potsdamerinnen und Potsdamer in Sportvereinen engagieren. Zufrieden können wir aber mit dem Anteil der organisierten Sporttreibenden an den Einwohnern der Stadt noch nicht sein.

Anne Pichler: Wir wollen noch mehr Potsdamern Möglichkeiten zum Sporttreiben bieten. Das geben aber die vorhandenen Sportflächen nicht her.

Im Vergleich zu anderen Städten ist Potsdam doch ganz gut versorgt, oder?

Anne Pichler: Uns kann es nicht zufrieden stellen, wenn zum Beispiel über die Wintermonate Vereine, die sonst im Freien trainieren, nicht in Hallen können und aussetzen müssen. Viele Vereine werben bewusst keine Mitglieder. Sie haben ihre Auslastungsgrenzen erreicht, denn sie bekommen keine Sportstättenzeiten mehr. Vor allem kleinere Vereine fragen immer wieder bei uns nach freien Hallenkapazitäten.

Was benötigt der Potsdamer Sport noch?

Lutz Henrich: Wir brauchen dringend die neue Sporthalle. Perspektivisch müssten zusätzlich noch zwei Schulsporthallen hinzu kommen, um dem Bedarf einigermaßen gerecht zu werden. Dazu mindestens ein weiterer Fußballplatz in Babelsberg und schnellstmöglich wieder die Schwimmhalle Am Brauhausberg, die im Sommer zu Beginn der Schulferien geschlossen wurde.

Welche Rolle könnte der Luftschiffhafen spielen?

Lutz Henrich: Wir sind der Meinung, dass dieses einzigartige Areal grundsätzlich weiter dem Leistungssport zur Verfügung stehen muss. Das ist das Wichtigste, darauf werden wir achten. Und wir verlangen – das haben wir schon dem Hauptausschuss der Stadt mitgeteilt – ein Gremium mit Vertretern der dort trainierenden Leistungssportvereine, das über die Nutzung und weitere inhaltliche Ausgestaltung des Luftschiffhafens mitbestimmen kann.

Im Jugendsport gibt es mittlerweile eine enge Zusammenarbeit mit Potsdams Partnerstadt Luzern, oder?

Lutz Henrich: 2007 beteiligten sich Potsdamer an der Jugend-Olympiade in Luzern, und im September 2009 wird der Rückkampf hier in unserer Stadt ausgetragen – hauptsächlich auf dem Wasser. Dann kommen 40 junge Schweizer zu uns und treten gemeinsam mit 40 Potsdamern in gemischten Mannschaften an. Aber auch sonst gibt es Wettkämpfe beispielsweise zwischen jungen Ringern, Ruderern, Fechtern und Leichtathleten beider Städte.

International machte Potsdam 2008 aber vor allem wieder im Hochleistungssport von sich reden.

Lutz Henrich: Stimmt, die Olympischen Spiele in Peking waren ein Highlight, bei dem unsere Stadt würdig vertreten wurde – besonders durch die Kanuten mit Katrin Wagner-Augustin an der Spitze. Ebenso wie durch die Ruderer, bei denen Kathrin Boron nicht nur wegen ihrer erneut gewonnenen Medaille so wichtig als Vorbild in punkto Trainingsfleiß, Fairness und Kampfgeist ist, sondern auch wegen ihres persönlichen Engagements für ihren Verein und den dortigen Nachwuchs. Allerdings sind Potsdams Sportfans sicher schon ein bisschen traurig, dass kein Potsdamer Leichtathlet mehr acht Meter weit springen kann und im Schwimmen die Weltspitze inzwischen weit weg ist

Anne Pichler: Umso mehr freuen wir uns, dass es in vielen Vereinen Talente gibt, die bei richtiger Förderung vielleicht einmal die momentanen Lücken schließen könnten. Bei einer Bilanz 2008 sollten wir aber auch solche Erfolge nennen wie den Aufstieg der Motor-Boxer und der OSC-Wasserballer in ihre 1. Bundesligen. Die Triathleten des Zeppelin-Teams können perspektivisch auch mal international ganz vorn mitspielen, die Modernen Fünfkämpfer des OSC lassen ebenfalls hoffen. Wir sind auf sie alle stolz!

Lutz Henrich: Herausragend war auch in diesem Jahr das gesellschaftliche Engagement der Sportler, beispielsweise beim Straßenfußballturnier für Toleranz am 20. September auf dem Luisenplatz, wo viele auch auf sportliche Weise gezeigt haben, dass Potsdamer Farbe bekennen und sich deutlich gegen Rechtsextremismus positionieren.

Welche großen Vorhaben neben der vorhin erwähnten Jugend-Olympiade geht der Stadtsportbund im kommenden Jahr an?

Lutz Henrich: Wir organisieren am 7. Juni die sechste Auflage des Potsdamer Schlössermarathons und richten vorher am 26. April erstmals auch den rbb-Lauf aus.

Warum haben Sie sich den auch noch aufgebürdet?

Anne Pichler: Organisator war vorher der SCC Running Berlin, der im nächsten Jahr wegen seiner Einbindung in die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin dazu nicht mehr in der Lage ist. Daher sind wir der Bitte des Leichtathletikverbandes Brandenburg nachgekommen, denn sonst wäre der Lauf ausgefallen. Ausgerechnet im 20. Jahr des Mauerfalls können wir eine so tolle Traditionsveranstaltung doch nicht aufgeben! Wir haben uns dadurch zwar mehr Arbeit aufgeladen, aber gemeinsam mit unseren Teams, die uns beim Marathon unterstützen, werden wir auch das stemmen.

Zunächst aber feiern Sie wieder traditionell auf Ihrem Stadtsportball, oder?

Lutz Henrich: Natürlich, am 10. Januar. Dort werden wir wieder die erfolgreichsten Nachwuchssportler Potsdams auszeichnen. Uns freut sehr, dass dann auch erfolgreiche Olympiateilnehmer kommen und damit ihre Verbundenheit mit dem Nachwuchs zeigen wollen.

Anne Pichler: Wir werden dann aber nicht nur ein erfolgreiches Sportjahr 2008 feiern, sondern auch 15 Jahre Stadtsportbund Potsdam, der am 3. Januar 1994 gegründet wurde und für unsere Stadt allerhand bewegen konnte!

Das Interview führte Michael Meyer.

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