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Hoher Besuch. Die Animationsfilmer Suzie Templeton und Rosto an der Potsdamer Filmhochschule HFF.

© Andreas Klaer

Homepage: Grotesk und unbequem

Die prominenten Animationsfilm-Regisseure Suzie Templeton und Rosto statteten der Filmhochschule HFF einen Besuch ab

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Zwei Schläge auf den Kopf, dann ist der Hund tot. Die Tatwaffe: eine Nachttischlampe, der Täter: das eigene Herrchen. Es sei friedlich zu Ende gegangen, er habe nicht gelitten. Viel mehr hat der Vater seinem Sohn nicht zu sagen. Auch nicht nach dem Tod der Mutter. Sie habe nicht gelitten. Die gleichen unbefriedigenden Worte. Die Autorin und Regisseurin Suzie Templeton stellte an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) ihren mit 19 internationalen Preisen ausgezeichneten Animationsfilm „Dog“ vor.

An ihrer Seite der ebenfalls preisgekrönte, niederländische Animatonsfilmer, Musiker und Grafik-Novelist Rosto. „Dog“ ist ein Fenster in das Seelenleben zweier Menschen – Vater und Sohn, deren Beziehung nach dem plötzlichen Tod der Mutter nicht mehr dieselbe ist. Ängste und Sorgen werden totgeschwiegen, vieles bleibt ungesagt. Heile Welt und Vorstadtidylle gibt es nicht. Templeton mag es grotesk und unbequem. Ihre puppenartigen Figuren erinnern an Hitchcock: Die Augen traurig und leer, die Haut voller Narben und Kratzer. Schwierige Charaktere, die zusammen auf engem Raum leben, nebeneinander statt miteinander. Nicht selten reagieren die Zuschauer geschockt. „Ich mache diese Filme, weil ich etwas zu sagen habe, nicht weil ich eine schöne Geschichte erzählen möchte“, verteidigt sie ihre Arbeit. Zum Animationsfilm kam sie mit Mitte 20. Davor habe sie als Englischlehrerin in einem Waisenhaus in Indien gearbeitet, sei viel herumgereist, sei auf der Suche nach sich selbst gewesen. „Ich habe lange an meinen Fähigkeiten als Künstler gezweifelt, und tue dies immer noch“, sagt sie.

Doch Plötzlich ergab alles einen Sinn. Sie habe schon immer viel selbst gemacht: Kleidung, Schmuck, Möbel. Bis 1999 besuchte sie das Londoner Surrey Institute of Art and Design. Ihren Master machte sie 2001 am Royal College of Art. Mittlerweile habe sie vier Filme animiert und ist insgesamt 42 Mal ausgezeichnet worden. Für „Peter und der Wolf“ erhielt sie 2008 sogar einen Oscar.

Der Niederländer Rosto präsentierte sein neustes Werk, „Thee Wreckers: No Place Like Home“. Es würde keiner logischen Handlung folgen, sagt er: „Es ist mehr ein Puzzle, das sich zusammen- setzt“ – Film und Musikvideo zugleich. Die Musik produziert der Grafikdesigner selbst. Sie sei ihm wichtiger als jedes Storyboard. „Musik bringt dich zum Weinen oder Lachen. Auch ist sie nicht logisch, und macht trotzdem Sinn“, erklärt er.

Auch Templeton arbeitet gerne eigenverantwortlich. Als Einzelkünstler könne man intuitiv arbeiten, spontan Änderungen vornehmen, begründet sie. Anders als Templeton machte Rosto seine ersten Gehversuche als Animationsfilmer bereits mit sieben Jahren. Seine Inspiration damals: Disneyfilme. Mittlerweile hat er eine eigene Produktionsfirma. Studierende der HFF waren von dem prominenten Besuch begeistert. Die 28-jährige Anna Samoytovich war von soviel Weltruf sichtlich angetan. Seit 2006 studiert sie „Animation“ an der HFF. Dafür sei sie extra aus Russland nach Potsdam gekommen. Ihr Fazit: „Mindestens genauso erfolgreich werden.“ Eva Ziebarth

Eva Ziebarth

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