Landeshauptstadt: Grüne: Seefestspiele sollen an Schiffbauergasse
Partei will Hermannswerder als Ort für Opern-Open-Air verhindern / Kritik auch vom Naturschutzbund
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Hermannswerder - Der Widerstand gegen Hermannswerder als Ort für die geplanten Seefestspiele im Sommer in Potsdam wächst. Das von einem Team um den Unternehmer Peter Schwenkow geplante zweiwöchige Opern-Open-Air müsse auf den Tiefen See an der Schiffbauergasse verlegt werden, forderte gestern die Grünen-Fraktion. Denn zwar werde durch die Veranstaltung das Kulturangebot der Stadt „ungemein“ bereichert, doch gegen den Standort Hermannswerder würden „Landschafts- und Naturschutz, Verkehrskapazitäten und kulturpolitische Gründe“ sprechen, sagte Grünen-Fraktionschef Nils Naber. Seine Fraktion habe nun einen Antrag für die nächste Stadtverordnetenversammlung gestellt, dass die Stadtverwaltung die Genehmigung für Hermannswerder verweigern und dem Organisator die Schiffbauergasse anbieten soll.
In der Begründung zu dem Antrag, der am 26. Januar entschieden werden soll, heißt es, „das„Seebühnen-Projekt an der Halbinsel Hermannswerder steht in unmittelbarer Konkurrenz“ zur Schiffbauergasse.“ Der mit „enormen“ Investitionen entwickelte Standort werde durch ein solches Vorhaben „erheblich“ geschwächt. Die Potsdamer Landtagsabgeordnete Marie Luise von Halem sagte zudem, in der Schiffbauergasse seien „Platz, Atmosphäre und Infrastruktur“ vorhanden.
Allerdings haben die Veranstalter bereits erklärt, dass sie eine Verlegung der Festspiele in die Schiffbauergasse ablehnen. Dort gebe es laut Organisatorenteam für das Projekt zu wenig Platz, um es wirtschaftlich zu betreiben – und der Kulturstandort sei zu urban und die Humboldtbrücke daneben störe den Klang. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 60 000 Besuchern. Der Etat der Seefestspiele, bei denen unter Regie von Katharina Thalbach Mozarts „Zauberflöte“ aufgeführt wird, beträgt 2,5 Millionen Euro. Außerdem bestehen laut den Grünen erhebliche Bedenken wegen der geschützten Uferbereiche und Biotope der Halbinsel sowie wegen der Trinkwasserschutzbereiche. Bedroht sind demnach Lebensräume von Wasservögeln, aber auch Bäume. Zugleich gebe es Zweifel, wie 5000 Gäste, die erwartet werden, „halbwegs geregelt“ an- und abreisen sollen, sagte Naber. Die Organisatoren verweisen dagegen auf ein entwickeltes Verkehrskonzept.
Der Potsdamer Naturschutzbund erklärte gestern in einer Mitteilung, die Besuchermassen würden einen hohen Zivilisationsdruck auf die Halbinsel ausüben – inklusive Abfällen, Lärm und Zerstörung von Vegetation. Da der Veranstalter aber schon Karten verkaufe, sei zu befürchten, dass sich die Stadt diesem Druck beuge und die Veranstaltung entgegen von Naturschutzbelangen genehmige. HK
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