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Aus dem GERICHTSSAAL: Grünen-Politiker Bütikofer: „Ich wollte nur höflich sein!“

Ehepaar erschlich sich Zugang zur Bertelsmann-Party und votierte gegen Berichterstattung

Stand:

Ramona* (64) und Rolf R.* (70) sind wegen falscher Verdächtigung angeklagt. Am 7. Dezember 2006 behaupteten sie bei der Polizei, in der „Revue“ habe zu Unrecht gestanden, Ramona R. habe sich drei Monate zuvor Zugang zur Bertelsmann-Party in Berlin erschlichen, indem sie den Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer vor dem Eingang abfing und die Party gemeinsam mit ihm betrat. Später soll Ramona R. ihren Gatten nachgeholt haben. Die vom Ehepaar R. angezeigte Gesellschaftskolumnistin soll sich aber – bis auf einige unwesentliche Details – an das tatsächliche Geschehen gehalten haben. Ihr Verfahren wegen Verleumdung wurde eingestellt. „Seit Jahren zieht die Presse über uns her. Angeblich schmuggeln wir uns ständig ohne Einladung auf irgendwelche Events. Wir sehen uns als Opfer einer Intrige“, empörte sich Ramona R. vor Gericht. Um der Sache ein Ende zu bereiten, sei sie zur Polizei gegangen. Dort habe sie die Wahrheit gesagt, so die ehemalige Heilpraktikerin.

Am Tag der Bertelsmann-Party – dem 28. September 2006 – hätten sie Herrn Bütikofer zuvor in der Chinesischen Botschaft getroffen. Rolf R. habe den Politiker, der zu dem Ereignis eingeladen war, gefragt, ob er seine Frau nicht mitnehmen könne, da sie keine Einladung habe. Er selbst wollte auf einen Diplomaten warten, mit ihm anschließend nachkommen, erzählte Ramona R. „Ich habe mich nicht eingeschlichen. Wir sind gemeinsam ins Bertelsmann-Haus gegangen. Drinnen fragte mich Herr Bütikofer, ob er mich jetzt allein lassen könne. Eine halbe Stunde später kam ja auch mein Mann.“

„Ich hatte das Ehepaar R. vorher vielleicht vier- oder fünfmal gesehen. Deshalb kam mir das Ansinnen von Herrn R. schon ein bisschen merkwürdig vor“, berichtete Reinhard Bütikofer (56) im Zeugenstand. Im Bertelsmann-Haus angekommen, habe er versucht, nicht den Eindruck zu erwecken, als sei Ramona R. seine Begleiterin. „Als ich fragte, ob ich sie jetzt allein lassen könne, wollte ich ihr nur höflich klarmachen, dass sie sich nicht weiter an mich klammern soll.“

„Als Herr Bütikofer am Eingang gefragt wurde, ob er mit Begleitung gekommen sei, antwortete er nicht“, erinnerte sich die Kolumnistin Franziska F.* (42) vor Gericht. „Ramona R. bedankte sich bei dem Politiker, dass er sie mit reingenommen hat. Das Ehepaar R. wurde auf der Gästeliste nicht geführt. Das habe ich recherchiert. Dass Frau R. ihren Mann nachgeholt hat, habe ich von Kollegen erfahren.“ Früher – so die Journalistin – habe sich Rolf R. als Chauffeur von Eberhard Diepgen oder Jörg Schönbohm ausgegeben, um sich Einlass zu diversen Empfängen zu erschleichen. Er trat auch schon als falscher Major auf, wurde wegen Amtsanmaßung verurteilt. „Können Sie die Kollegen ermitteln, die gesehen haben, dass die Angeklagte ihren Mann auf die Party nachholte?“, fragte der Richter. Die Journalistin versprach, sich darum zu kümmern. Die Verhandlung wird am 4. Mai fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga

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