Von Friederike Haiser: Grüner Tabasco in der Hosentasche
Die mexikanische Buhos Marching Show Band aus Xalapa geht die Weltmeisterschaft mit viel Lebensfreude und Temperament an
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Als hätten wir es anders erwartet. Unsere mexikanischen Freunde trudeln eine halbe Stunde später zu ihrem Training im Lustgarten ein. Die Sonne strahlt den 50 Musikern und fünf Tänzerinnen bei ihrer Ankunft entgegen. Sie sind ausgeschlafen und motiviert. Und das, trotz der gestrigen „Fiesta“ mit den anderen internationalen Marching Show Bands auf dem Sommerfest im Strandbad Templin. Gestern Nacht habe er mit zwei hübschen Mädchen aus Neubrandenburg getanzt, sagt der 17-jährige Luis Arturo Orozco Bello strahlend als die Band ankommt. Bei gemeinsamen Konzerten und Festen hätte er sich schon viel mit den Teilnehmern der anderen 19 Marchingbands unterhalten.
Seine Freunde haben in der Zeit bereits die drehbaren, orangenen Liegestühle für sich entdeckt. Wie wild lassen sie diese kreisen. Bis ihnen der Bandarzt Dr. Arturo Orozco Marthen zuruft, sie sollen aufhören bevor ihnen schlecht wird. Für alle elf bis 18-jährigen Musiker ist dies der erste Aufenthalt in Europa. Mit der Freude, mit der sie nach Potsdam gekommen seien, würden sie auch spielen, erzählt Luis.
Vor allem die Bestätigung aus dem Publikum würde die Marchingband sehr motivieren. Und diese ist nicht zu übersehen: Kaum haben die Mexikaner begonnen zu trainieren, halten Fahrradfahrer und andere Schaulustige an. Trommeln und Trompeten werden von Zeit zu Zeit unterbrochen von temperamentvollen Ausrufen, wie „¡Viva México!“.
Die Einladung, ihr mexikanisches Heimatland in Deutschland repräsentieren zu dürfen, hat auch den Schuldirektor Ramón Reyes Mesa sehr stolz gemacht. Seine Schüler beschreibt er als nicht besonders zuverlässig, dafür aber freundlich und sehr lebensfroh. Als zuverlässiger beschreibt er die 19-jährige Dominique Bergemann. Sie kümmert sich in dieser Woche um alles Organisatorische der Marching-Band. Die Potsdamerin gibt schmunzelnd zu: „Trotzdem ich ein bisschen Spanisch spreche kommt es manchmal zu Verständigungsproblemen, sodass wir öfter Mal zu spät kommen.“ Als die Abiturienten die Performance ihrer mexikanischen Band beobachtet sagt sie: „Kaum fangen sie an zu spielen, geht die Sonne auf.“ In Xalapa, der Hauptstadt des mexikanischen Bundeslandes Veracruz, hätte die Band viele Konzerte. Zum Beispiel beim Karneval oder bei schulischen Feierlichkeiten würden sie auftreten. „La práctica hace al hombre“, erklärt Reyes Mesa und meint damit wörtlich, dass nur die Praxis einen Mann machen würde.
Zuschauer setzen sich auf die Stufen und bestaunen die farbenfrohen, traditionellen Kleider der Tänzerinnen. Zwischen stimmungsvollen Liedern, wie „La cucaracha“, müssen sie ihre Outfits und Perücken schnell wechseln. Wie Schmetterlinge bewegen sich die Mädchen dann in ihren prachtvollen Gewändern, wenn der drei Kilogramm schwere Rock im Wind tanzt. Eine Stunde Vorbereitungszeit würden sie brauchen um sich herauszuputzen, erzählt Karen Elisabeth Barranco. Und das aufwendige Make-up auf Augen und Mund würde nochmal länger dauern, fügt sie dann hinzu.
Nach der Probe lässt sich auch der Bandleiter Erik Mota Reyes einen Moment auf den Plastikliegestühlen nieder. Bereits hat sich rumgesprochen, dass er eine Sache immer in der Hosentasche hat: grünen Tabasco. Das deutsche Essen finde er noch gewöhnungsbedürftig und etwas lasch. Sodass es damit ein wenig aufgefrischt werden würde. Dominique erzählt daraufhin: „Immer wenn es Melone und Gurke gibt träufelt die gesamte Band Zitronensaft drüber, sodass ich diesen vorsichtshalber vor den Mahlzeiten immer schon bereitstelle.“
Untergebracht ist die lebensfrohe Horde junger mexikanischer Musiker am Schlaatz in dem Wohnheim für das Oberstufenzentren, zusammen mit Neubrandenburgern und Holländern.
Friederike Haiser
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