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Landeshauptstadt: „Gruseliges Warten in der Pampa“

ViP-Kundenforum zum Konzept „Nacht plus“: Ideen sollen in neuen Fahrplan eingehen

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Wenn es nach dem Wunsch eines jugendlichen Teilnehmers am ViP-Kundenforum zum Spät- und Nachtverkehr am Mittwochabend ginge, würden die Busse und Straßenbahnen bis um ein Uhr mit vollem Einsatz fahren. Doch das ist Illusion. „Die Nachfrage nach 20 Uhr ist nicht da“, weiß Bernd-Michael Rabisch aufgrund von Fahrgastzählungen. Der Abteilungsleiter der Verkehrsgesellschaft ViP muss mit einem Fahrplan aufwarten, der den Aufwand im Rahmen hält und trotzdem den Fahrgästen, die im Spät- und Nachtverkehr auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, eine gewisse Dienstleistung bietet. Ab 10. Juni steht diese unter dem Slogan „Nacht plus“ zur Verfügung.

Das Prinzip: Das Angebot an Bussen und Bahnen orientiert sich an der Nachfrage. Danach ist es zum Beispiel unvertretbar, die Brandenburger Vorstadt und Potsdam-West nach 20 Uhr mit zwei Tramlinien zu bedienen. Wer aus Babelsberg kommt, muss daher am Platz der Einheit umsteigen. Wartezeit: acht Minuten oder länger.

Beim gut besuchten Kundenforum gab es Verständnis dafür, dass der ViP in so genannten „starken Nächten“, also an den Wochenenden oder vor Feiertagen, ihre Bahnen im 30-Minuten-Takt verkehren lässt und in den „schwachen Nächten“ teilweise überhaupt nicht.

„Bessere Anschlüsse statt gleicher Abfahrzeiten“, heißt es ab 20 Uhr, wenn der Strom der Fahrgastkunden geringer wird. Und wo es nur noch vereinzelten Bedarf am öffentlichen Transport gibt wie in Babelsberg-Nord sollen „Rufbusse“ helfen. Straßenbahnen fahren nachts an den Haltestellen vorbei, wenn sich dort kein Fahrgast zeigt.

Besonders junge Fahrgäste sind ob dieser Aussichten irritiert. Wer zum Beispiel den Studentenklub der Fachhochschule an der Pappelallee besucht, fürchtet das „gruselige Warten an finsteren Haltestellen in der Pampa.“

Einige Fahrgäste beklagen die schlechte Versorgung der Großbeerenstraße. Wer nachts von der Medienstadt ins Zentrum will, müsse mit 40 Minuten Wartezeit rechnen. Rabisch verweist jedoch auf den Bus 601 der Havelbus-Gesellschaft. Mit diesem verkehrten drei Busse innerhalb einer Stunde. Das müsse reichen. In der Vergangenheit seien Busse mit null Fahrgästen gefahren. Das könne niemand bezahlen.

Die Nachtschwärmer in Richtung Berlin, aber auch umgekehrt, begrüßen es, dass die Abfahrten und Ankünfte am Hauptbahnhof auf den Regionalexpress 1 und die S-Bahnlinie 7 ausgerichtet sind. Der mit diesen Zügen Abfahrende oder Ankommende kann immer mit einem Tram-Anschluss rechnen.

Bisher seien 40 Vorschläge zum Konzept „Nacht plus“ beim Verkehrsbetrieb eingegangen. Unter www.stadtwerke-potsdam.de können weitere unterbreitet werden. Auf dem Kundenforum gab es zwanzig Meinungsäußerungen. Alle diese wollen die Potsdamer Fahrplanexperten bis zum 25. Januar zu einem überarbeiteten Konzept, das wiederum öffentlich vorgestellt wird, entwickeln.

Es gibt Zustimmung und manche Kritik am bisherigen Konzept. Doch die meisten Fahrgäste wissen laut ViP-Internet-Auftritt gar nicht, wie gut sie vergleichsweise dran sind: „Potsdam ist eine der wenigen Städte in Deutschland, die an sieben Tagen der Woche Spät- und Nachtverkehr anbietet.“ G. Schenke

Nächste ViP-Informationsveranstaltung: 14. Februar 2007 im Stadthaus. Ab 18.30 Uhr geht es um Details des Konzeptes „Nacht plus“.

G. Schenke

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