Sport: Gut gelandet nach Höhenflug
Potsdamer Kanuten kehrten gestern nach erfolgreicher WM aus Ungarn zurück
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Nicht alle, die gestern Nachmittag vor dem Terminal sechs des Flughafens in Berlin-Tegel standen, konnten die Situation richtig einschätzen. „Auf wen warten die denn“, fragte ein kleiner Junge seinen Vater und zeigte auf die neben ihm wartenden Menschen. Der Vater war sich nicht ganz sicher, meinte aber, im Flieger von Budapest nach Berlin einige der Potsdamer Kanusportler erkannt zu haben, die bis Sonntagnachmittag bei der Weltmeisterschaft im ungarischen Szeged für Furore gesorgt hatten: „Wahrscheinlich warten sie auf die Kanu-Weltmeister“, antwortete er. Als diese in Person von Ronald Rauhe und Tim Wieskötter dann tatsächlich die Gepäckabfertigungshalle durch die automatische Glasschiebetür verließen, brandete tosender Applaus auf. Trainer, Betreuer, Freunde und Familien warteten mit Blumen und weiteren Willkommensgrüßen auf die paddelnde Elite des Kanuclubs Potsdam (KCP). Die anderen vier Athleten und Athletinnen mitsamt Trainer Rolf-Dieter Amend wurden in der Folge nicht minder gefeiert.
Amend zeigte sich zurückblickend durchaus einverstanden mit dem Abschneiden seiner Sportler. „Ich war sehr zufrieden mit dem Gesamtergebnis. Besonders gefreut hat mich, dass wir in diesem Jahr auch auf den Sprintstrecken erfolgreich waren“, sagte er. Insbesondere die Leistungen von Tim Wieskötter und Ronald Rauhe hätten es ihm angetan. Dazu müsse man eigentlich gar nichts sagen, war sein knapper Kommentar. „Entscheidend ist nicht nur, dass sie gewonnen haben, entscheidend war das Wie“, so der Trainer.
Vor einem fast ekstatisch, aber dennoch fairen ungarischen Publikum holten die beiden Athleten des KCP im Kajak-Zweier über 500 Meter ihren fünften WM-Triumph in Folge, über 200 Meter wurden sie ebenfalls Erste. Der Goldjunge Rauhe sicherte sich darüber hinaus sogar noch den Titel im Einer-Sprint. Zusammen sind die zwei bei großen Titelkämpfen jetzt schon seit sechs Jahren ungeschlagen. An Motivation mangelt es dem erfolgreichen Duo dennoch nicht. „Das ist gar keine Frage. Die Stimmung in Ungarn war einzigartig, so etwas erlebt man nicht einmal bei Olympia“, sagte Rauhe. Und auch der Trainer empfand die Bedingungen als optimal: „Das war eine perfekte Weltmeisterschaft, da kann sich Duisburg als Ausrichter für das nächste Jahr eine Menge abschauen.“ Begeistert war auch Fanny Fischer, die von ihrem Vater abgeholt wurde. „Mit zwei Medaillen haben sich alle meine Träume erfüllt“, sagte sie bei der Rückkehr. Silber und Bronze seien mehr, als sie sich im Vorfeld erhofft habe.
Viel Zeit zum Feiern bleibt den Potsdamer Kanuten jedoch nicht. Denn: Ab morgen warten die Deutschen Meisterschaften in Brandenburg/Havel auf sie. Danach geht es dann endlich in den wohlverdienten Urlaub. Rauhe und Wieskötter begeben sich zuvor allerdings noch für anderthalb Wochen nach China. „Wir wollen die Bedingungen für Olympia 2008 in Peking austesten“, so Rauhe. Setzt das Duo seine Goldserie in Asien fort, dürfte die Empfangshalle in Tegel wohl um einiges zu klein sein.
Martin Stralau
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