Landeshauptstadt: Gut gelaufen

Martha Borkowski feierte gestern ihren 101. Geburtstag – Fahrstuhl fährt sie bis heute ungern Würde man ihr beim Spaziergang im Park begegnen – die vielen Jahre, die in ihren Beinen stecken, könnte man ihr kaum ansehen. Denn Martha Borkowski läuft für ihr Leben gern. Das hat sie weit gebracht: Gestern feierte die Potsdamerin im Altenheim Geschwister Scholl ihren 101. Geburtstag. „Ja, dieser Frau macht keiner etwas vor“, sagte Sozialbeigeordnete Elona Müller beeindruckt, als sie ihr im Namen des Oberbürgermeisters mit einem Präsentkorb gratulierte. In Potsdam lebt Martha Borkowski seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Hergezogen war sie aus Berlin, wo sie lange Zeit im Buchdruck beschäftigt war. Als sie ihren ersten Mann kennen lernte, verließ sie die Hauptstadt für immer. Und vielleicht gerade wegen all der Schwierigkeiten und Nöte, die sie im Laufe ihrer 101 Lebensjahre erlebte, wirkt sie sehr gelassen. „Ich hab“ noch keinen richtigen Sturm erlebt“, sagt sie. Bescheidene Worte – und das, obwohl Martha Borkowski ihren ersten Mann im Laufe des Zweiten Weltkriegs verlor, ihr Haus zerbombt wurde und ihr zweiter Ehemann vor nun schon mehr als zwanzig Jahren verstarb. Sie sei der Meinung, sie könne sich nicht beschweren. „Diese Generation hat ein ganz anderes Überlebenstraining als wir“, erklärt ihre Tochter Rosemarie Lickfeld das. Jetzt ist Martha Borkowski vor allem eines: stolz und glücklich über ihr Alter. Auf das auch angestoßen wurde, mit einem Trinkspruch der Jubilarin: „Schnaps, das war sein letztes Wort, dann trugen ihn die Kindlein fort“. Ihren Verstand habe sie eben noch nicht verloren, lachte die 101-Jährige. Und den Fahrstuhl, den benutzt sie, die ja immerhin in der zweiten Etage des Altenheimes wohnt, nach wie vor sehr ungern. Marion Schulz

Marion Schulz