zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Gut, mittel, schlecht

Patienten und Krankenkassen können neuen Qualitätsbericht der Oberlinklinik einsehen

Stand:

Babelsberg - Nein, wegen der Räumlichkeiten will sich bestimmt niemand in der Oberlinklinik behandeln lassen. Für den kommissarischen Leiter des orthopädischen Krankenhauses, Michael Hücker, ist klar: Dass viele Patienten bevorzugt hierher kommen, liegt nicht an den Vierbettzimmern und auch nicht an den Toiletten auf dem Gang, sondern daran, dass das Personal gut für die Kranken sorgt.

So gut, dass sich Horst Sensenhauer nach einer Woche Aufenthalt bereits wie in „einer Großfamilie“ fühlt. Vor zwei Jahren war Sensenhauer wegen seines Hüftsgelenks schon einmal hier, das war „super“, hinterher hätte er sich gefühlt als sei nichts gewesen. Am Montag wird der Potsdamer aus dem Krankenhaus mit neuer Hüfte entlassen. Gut, mittel, schlecht – welches Kästchen er dann auf dem gelben Fragebogen zur Patientenzufriedenheit ankreuzen wird, wenn es heißt: „Wie waren sie mit der pflegerischen Betreuung zufrieden?“, kann man sich denken. Alle Bögen werden ausgewertet, Schwächen und Stärken des evangelischen Krankenhauses so erkannt. Die Patientenbefragungen seien wichtig, um die eigene Leistung immer wieder zu hinterfragen, so Lücker.

Und sie sind Teil des neuen externen Prüfverfahrens für die Qualität von Krankenhäusern. Die der Oberlinklinik ist nun öffentlich besiegelt. Im Januar bereits erreichte das Krankenhaus als erstes in den neuen Bundesländern das neue KTQ-Zertifikat, das zwei Jahre gilt (PNN berichteten). Gestern übergab es Qualitätsprüferin Hedwig Semmusch feierlich an Klinikleiter Lücker und seine Kollegen. KTQ – das steht für „Kooperation für Transparenz und Qualität im Gesundheitswesen“. Es ist bisher das einzige umfassende Krankenhaus-Qualitätssiegel in Deutschland. Und Transparenz ist das Wesentliche dabei, denn im Rahmen des Prüfungsverfahrens ist ein Qualitätsbericht entstanden, den nun auch jeder im Internet unter www.ktq.de einsehen kann – auch die Patienten. Aus diesem Grund sei er für Laien verständlich geschrieben, so Lücker.

Das ganze vergangene Jahr hätten seine Mitarbeiter dafür selbst tausende Fragen beantwortet. Zu allen Bereichen der Klinik, von der Patientenversorgung über die bauliche Sicherheit bis zur Wirtschaftlichkeit. Dieser Erstbericht hat dann die KTQ-Prüfungskommission gegen geprüft. Dafür haben die Prüfer nicht nur die Geschäftspapiere und Befragungsbögen der Oberlinmitarbeiter gewälzt, sondern sich vor Ort von der Zufriedenheit der Patienten, aber auch der 210 Mitarbeiter und deren Können, überzeugt. 55 Prozent in allem Kategorien musste das Krankenhaus erreichen – 61,3 hat es geschafft.

Ein wichtiges Beurteilungskriterium nicht nur für Patienten, sondern auch für die gesetzlichen Krankenkassen, meint Jörg Trinogga, Sprecher der AOK Brandenburg. Denn in ihnen steht auch, wie oft die Ärzte der jeweiligen Klinik bestimmte Operationen durchführen. Laut Landeskrankenhausplan hätte schon jetzt längst nicht jedes der rund 50 Krankenhäuser, das gesetzlich versicherte Patienten behandeln darf, die Hüftoperation bei Patient Sensenhauer vornehmen dürfen. Gemeinsam mit dem Land entscheiden die Krankenkassen, welche Klinik welche Dienstleistung anbieten darf. Und dafür würden laut Trinogga die Qualitätsberichte immer wichtiger. Im dadurch „immer härteren Wettbewerb der Krankenhäuser“ sei das KTQ–Siegel zudem Aushängeschild für die Oberlinklinik. So ziehen auch die zwei anderen großen Potsdamer Krankenhäuser nach: Das Klinkum Ernst von Bergmann bereitet gerade die Befragung der eigenen Mitglieder vor und hofft, dass es in 18 Monaten für den Prüfbesuch bereit ist. Den erwartet das St. Josef-Krankenhaus schon Ende April.

Juliane Wedemeyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })