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Links und rechts der Langen Brücke: Gut und verbesserungsfähig

Guido Berg lobt die Architektur für die neue Bebauung der Potsdamer Mitte und fordert Konsequenzen aus den Schwachpunkten des Bieterverfahrens

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Die neue Architektur für die Alte Fahrt kann sich sehen lassen. Und nahezu fantastisch ist die Aussicht auf die Rekonstruktion des Palastes Barberini. Es gab Zeiten, die sind nicht lange her, da durften die Potsdamer von so etwas höchstens träumen. Jetzt will die Hotel-Investorin Gertrud Schmack nicht nur die Vorderfront, sondern auch die beiden Seitenflügel mit historischen Fassaden ausstatten – obwohl letzteres gar nicht gefordert war. Ganz zu schweigen von der Rekonstruktion zweier Säle, wie Schmack es nun vorhat. Toll auch, dass der Architekt des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses, Franco Stella, an der Alten Fahrt bauen wird. Sein Entwurf für die Brauerstraße 2 fand einhellig Lob.

Doch die im Grunde ausgezeichnete Situation, in der sich Potsdam mit dem Leitbautenkonzept befindet, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Bieterverfahren Schwachpunkte hatte. Da wurde versäumt, Vorgaben für die Wasserseite zu machen, infolgedessen es dort nun auf jedem Grundstück anders zugeht. Eine einheitliche Sprache ist nicht erkennbar, nicht einmal eine definierte Kante zum Uferweg. Dramatisch wirkt sich die de facto Überbewertung des Kaufpreis-Gebotes im Verhältnis zur Qualität des Entwurfes aus. Das dritthöchste Angebot bekommt null Punkte – das ist als Idee nicht schlecht, um den Grundstückspreis nach oben zu treiben. Leider kam es, wie es kommen musste: Das dritthöchste Gebot für die Humboldtstraße 1/2 enthielt den mit Abstand aufregendsten Architekturentwurf. Da dieser nun die Runde macht, wird er eine Wirkung entfalten, die den gekürten Siegerentwurf, von Saskia Hüneke mit „solide Langeweile“ nicht unzutreffend beschrieben, zusätzlich beschädigt. Vielleicht hätte mehr Bürgerbeteiligung geholfen. Experten sehen ja manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Bedauerlich, dass kein Vertreter von Mitteschön im Auswahlgremium saß. Die Bürger sind die „Nutzer“ der Stadt und diejenigen, die sich an den Fassaden erfreuen sollen.

Trotz dieser Kritikpunkte: Das Paket für die Alte Fahrt aufzuschnüren ist nicht zu empfehlen. Niemand weiß, ob ein erneuter Anlauf wirklich zu besseren Ergebnissen führt. Aber in das Bieterverfahren für die nördliche Seite des Alten Marktes sollten die gemachten Erfahrungen einfließen.

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