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Landeshauptstadt: Gutachten und Zeuge belasten Ajmal K. David-Fischer-Prozess: Tödlicher Streit um Shirt

Im Verfahren am Potsdamer Landgericht um den gewaltsamen Tod des Potsdamers David Fischer haben gestern ein Gutachten und ein Zeuge den Angeklagten schwer belastet. Der zur Tatzeit 18-jährige Afghane Ajmal K.

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Im Verfahren am Potsdamer Landgericht um den gewaltsamen Tod des Potsdamers David Fischer haben gestern ein Gutachten und ein Zeuge den Angeklagten schwer belastet. Der zur Tatzeit 18-jährige Afghane Ajmal K. soll danach sein damals 20-jähriges Opfer mit einer aktiven Bewegung erstochen haben.

Am ersten Prozesstag im Dezember hatte Ajmal K. zwar eingeräumt, den Tod von David Fischer verschuldet zu haben. Jedoch sei dies nicht absichtlich passiert: Vielmehr habe er gerade einen Schlag von Fischer abwehren wollen, als dieser in sein Messer gelaufen sei. Doch dieser Version widersprach gestern ein gerichtliches Gutachten: Danach sei die tödliche Verletzung von der Art, dass eine „passive Beibringung“ auszuschließen sei. Ebenso führte der vom Gericht bestellte Gutachter aus, dass der Stich mit erheblicher Kraft ausgeführt worden sein müsse und er das Opfer eher unvorbereitet getroffen habe.

Ajmal K. ist in dem Verfahren wegen Totschlags angeklagt. Nach einer nächtlichen Massenschlägerei in der Charlottenstraße, die in der Kneipe „Quartier“ begonnen hatte, soll er Fischer mit einem Taschenmesser erstochen haben. Das Opfer verstarb am Tatort. Tags darauf hatte sich Ajmal K. zur Polizei begeben und saß seitdem in Untersuchungshaft.

Zuvor hatte bereits ein Zeuge den Angeklagten belastet. Der 17-jährige Kevin S. sagte aus, dass er gesehen habe, wie Ajmal K. mit einer leicht drehenden Bewegung einen Stich gegen den ihm zugewandten David Fischer geführt habe. Während dieser Zeit habe ein anderer türkischstämmiger Jugendlicher gerade auf den vorher aggressiv auftretenden David Fischer eingeredet, versucht ihn zu beruhigen und ihn mit einer Hand an der Schulter festgehalten. Weitere Zeugen wie der 19-jährige Sebastian S., die in der Tatnacht am 17. Juni 2006 ebenso zu Gast im „Quartier“ waren, konnten diese Aussagen weder belegen noch entkräften: Von dem eigentlichen Stich hätten sie nichts gesehen, nur später von Kevin S. gehört, dass Ajmal K. der Täter gewesen sei.

Weitere Details des Abends sind noch strittig: Etwa die Frage, wie es zu dem Streit kam und welche Cliquen sich stritten. Immer klarer scheint allerdings, dass sich die Schlagenden untereinander vorher schon kannten – und der Hauptangeklagte mit dem eigentlichen Streit anscheinend nur wenig zu tun hatte. Laut Sebastian S. soll es um ein T-Shirt gegangen sein, auf dessen Vorderseite „Stern“ und auf der Rückseite eine „80“ gedruckt war – als Zeichen für das Neubaugebiet. Zwei verschiedene Cliquen hätten in dieser Nacht darüber gestritten, wer zuerst die Idee für so eine Art Shirt gehabt hätte. Die eine Jugendgruppe – zu der der mutmaßliche Täter Ajmal K. zugeordnet wird – scheint dabei nicht wie bisher öffentlich angenommen nur aus ausländischen Teenagern bestanden zu haben: Auch Zeugen wie Sebastian S. oder Kevin S. gaben zumindest gute Kontakte an. Ajmal K. sei eher eine Randfigur gewesen, wohl auch deswegen seien seine Handlungen in der Tatnacht nur wenig beachtet worden.

Dem Angeklagten droht eine mehrjährige Haftstrafe. Die genaue Dauer bei einer möglichen Verurteilung ist davon abhängig, ob nach Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht geurteilt wird. Die eingesetzte Jugendgerichtshilfe forderte gestern, Jugendstrafrecht anzuwenden: Der Angeklagte habe ein normales Leben geführt und sei nie gewalttätig aufgefallen. Dieses positive Verhaltenszeugnis sollen beim nächsten Prozesstag am 10. Januar auch eine Sozialarbeiterin und ein ehemaliger Lehrer von Ajmal K. ablegen. An dem Tag wird das Urteil erwartet.

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