Landeshauptstadt: Gute Erträge in Gefahr
Auf 1800 Hektar in Potsdam Getreide angebaut
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Auf 1800 Hektar in Potsdam Getreide angebaut Fahrland - Bei der Getreideernte zeichnet sich derzeit ein guter Ertrag ab, schätzte Ernst Ruden vom Bauernverband. Der Krampnitzer Landwirt baut wie andere Potsdamer Landwirtschaftsbetriebe auf etwa 130 Hektar Getreide an, auf insgesamt 1800 Hektar Boden der Landeshauptstadt steht Getreide. Bislang war das Wetter zwar recht günstig, die Niederschläge im Mai und Juni haben zu einer guten Kornbildung geführt. Doch Feuchtigkeit und Wind der letzten Wochen kündigen jetzt bereits Schäden an. „Die Windböen sind in die Schläge hineingefahren und haben das Getreide zu Boden gedrückt“, sagte Ruden den PNN. Wenn darauf noch Feuchtigkeit fällt, wachse Grün durch das Korn und verhindere das Trocknen. Die guten Erträge seien in Gefahr. „Wir brauchen jetzt stabiles und trockenes Wetter“, wünschte er sich. Denn spätestens Anfang August wollen die Bauern mit der Roggenernte beginnen. Man stünde bereits in den Startlöchern, so Ruden. „Man hat uns in diesem Jahr 8,50 Euro für den Doppelzentner Roggen als Getreidepreis angekündigt“, sagte er. Das läge im normalen Bereich. Doch beliefen sich die möglichen Trocknungskosten wiederum auf 168 Euro pro Tonne Getreide, dann wäre dieser Preis kaum zu verkraften. Etwa die Hälfte der Potsdamer Getreidefläche sind mit Treticale und Winterroggen bestellt. Treticale ist als Futtergetreide eine hochwertige Kreuzung aus Roggen und Weizen. Auf den restlichen 900 Hektar werden Sommer- und Wintergerste, Hafer, Lupine, Sonnenblumen und auf den feuchteren Niedermoorböden auch Weizen angebaut. Roggen benötigt eher leichte Böden, und so liegt der Ertrag mit 46 Doppelzentnern je Hektar im guten Mittel der deutschen Getreideanbaugebiete. Dabei kann der Potsdamer Norden nur mit Bodenwertzahlen von kaum 30 aufwarten, das ist typisch karger märkischer Boden. Den Vergleichswert von 100 findet man nur in der Magdeburger Börde. Ruden lebt seit 1939 in Fahrland. Sein Vater begann nach dem Krieg 1946 als Neubauer, bis zum Eintritt in die LPG 1965 blieb der Hof in Familienhand. Seit 1991 baut Ruden als Wiedereinrichter den Hof als landwirtschaftlichen Betrieb im Haupterwerb wieder auf. Der heute 66-Jährige setzt sich jetzt nach der Eingliederung in Potsdam für ein Miteinander von Stadt und Land ein. Die landwirtschaftlichen Betriebe sollten nicht mehr nur Masse produzieren, sondern ihre Strukturen ändern, lautet sein Credo. „Wir sollten uns genauso an die Stadt annähern, wie die Stadt sich uns genähert hat“, riet er allen Landwirten. Das hieße aber nicht, die Landwirtschaft aufzugeben. „Wir wollen und müssen ländlicher Raum bleiben.“ Das bedeute jedoch für die Bauern eine größere Produkt-Vielfalt, nur so könne man den Tourismus und damit den ländlichen Raum stärken, sagte Ruden. Unter touristischem Aspekt könnte man auch die Bestellung der Flächen so ändern, dass an den Ausfallstraßen die Sorten zu bestimmten Zeiten blühen, wie etwa Raps, Lupine oder auch Sonnenblumen. Dadurch könne das attraktive Potsdamer Landschaftsbild noch mehr hervorgehoben werden. W. Gutzeit
W. Gutzeit
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