Potsdam-West: Gute Nachricht, schlechte Nachricht
Die Bastion am Schillerplatz ist wieder Baustelle. Fertig ist sie noch lange nicht. Und am Ende wird sie nicht viel anders aussehen als vorher.
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Potsdam-West - Die gute Nachricht zuerst: Nach mehreren Jahren des Stillstands wird an der Bastion am Schillerplatz endlich weitergebaut. Die schlechte: Wenn die jetzt anstehenden Arbeiten beendet sind, wird das denkmalgeschützte Gebäude am Havelufer nicht viel anders aussehen als vorher.
Am gestrigen Freitag gab Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) offiziell den Startschuss für den ersten Bauabschnitt an dem in den 1930er-Jahren errichteten Aussichtspunkt. Für insgesamt 60 000 Euro sollen das kreisrunde Plateau neu befestigt, das Mauerwerk nach innen abgedichtet, Einläufe für Regenwasser gebaut und die Vorbereitungen für den späteren Bau der Brüstungen geschaffen werden. Zudem werden die noch vorhandenen Sandsteinplatten eingelagert und die Oberfläche der Plattform interimsweise mit einer Schotterschicht befestigt. Optisch werde sich am Zustand des Bauwerks damit zunächst leider nicht sehr viel ändern, wie Architekt Steffen Stich einräumte.
Eigentlich hatte man bei dem Projekt bereits viel weiter sein wollen, aber aus Geldmangel mussten die Arbeiten immer wieder verschoben werden. Seit elf Jahren engagiert sich ein Förderverein für den Wiederaufbau der Ruine, mehr als 60 000 Euro sind nach Angaben von Vereinschefin Hendrijke Beschnidt bereits verbaut worden. Finanziert wurde das Projekt bislang komplett aus Spenden, doch für den nächsten Bauabschnitt fließt auch Geld aus anderen Quellen. 15 000 Euro steuert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei, die Stadt schießt weitere 14 000 Euro aus Mitteln der Denkmalpflege zu. Der größte Batzen kommt aber auch diesmal vom Förderverein: 27 000 Euro konnten noch einmal gesammelt werden. Ganz überwiegend kommt dieses Geld von den Mitgliedern der Wohnungsbaugenossenschaft Potsdam-West, der die Siedlung am Schillerplatz gehört. Die Bastion ist ein Bestandteil dieses Ensembles.
Das Wohnquartier am Schillerplatz wurde in den Jahren 1935 bis 1938 auf Initiative des damaligen Oberbürgermeisters Hans Friedrichs, einem strammen Nazi, errichtet. Sie besteht aus 16 Wohnblöcken aus gelbem Glindower Backstein, etwa 500 Wohnungen sind es insgesamt. Als Schlusspunkt wurde zur Havel hin die Bastion gebaut. Sie diente als Pumpstation für die Bewässerung der Grünanlagen der Siedlung und darüber hinaus auch als Aussichtsplattform, von der man den Blick nach Hermannswerder oder, in der anderen Richtung, zur Erlöserkirche, genießen konnte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Bauwerk nach und nach. Vandalismus tat ein Übriges, zudem wurden immer mal wieder Ziegel von Heimwerkern für private Zwecke weggeschafft. Ende der 1980er-Jahre war die Bastion zu einer Ruine verkommen, die eine Gefahr für die Sicherheit darstellte und daher schließlich kurz vor der Wende mit Erde zugeschüttet und begrünt wurde. Kurz zuvor allerdings wurde sie noch – gemeinsam mit der gesamten Siedlung – unter Denkmalschutz gestellt.
„Als wir 2005 angefangen haben, dachten wir, innerhalb von zehn Jahren wäre die Bastion fertig“, sagte Beschnidt. Doch das Spendengeld sei langsamer geflossen als gedacht. Obwohl es nun um einiges länger dauert, sei man als Förderverein aber stolz auf das Erreichte.
Geld sammeln muss der Verein aber weiterhin, denn der größte Brocken steht noch aus. Rund 200 000 Euro sind noch nötig, um die Bastion wieder vollständig in ihr historisches Erscheinungsbild zu versetzen. Zwei weitere Bauabschnitte sind dafür nötig. In der nächsten Etappe sollen die beiden geschwungenen Freitreppen auf der Uferseite der Bastion wieder aufgemauert werden, zudem soll die Schotterdecke der Aussichtsplattform dann wieder durch Sandsteinplatten ersetzt werden. Im letzten Bauabschnitt erhält das Bauwerk dann alle Geländer und Brüstungen zurück, darunter auch das sogenannte albanische Gitter, das aus halbkreisförmigen roten Formziegeln gemauert wird und dessen Herstellung besonders aufwendig ist.
Bis es soweit ist, dürfte aber noch etwas Wasser die Havel hinabfließen. Die jetzt begonnenen Arbeiten sollen in drei Monaten beendet sein, der nächste Bauabschnitt könne – abhängig von der Höhe des Spendenkontos – frühestens 2018 in Angriff genommen werden, sagte Beschnidt. Genutzt werden kann die Bastion aber schon vorher. So soll die Aussichtsplattform auch Schauplatz für kulturelle Veranstaltungen werden, etwa Lesungen oder kleine Konzerte. Im vergangenen Jahr geschah das bereits anlässlich der Fête de la Musique. Der frühere Pumpenraum könnte später einmal zum Café werden, entsprechende Überlegungen dafür gibt es bereits.
Zunächst aber will man den Fortgang der Arbeiten feiern: Am 11. September soll dort um 10 Uhr der diesjährige Tag des offenen Denkmals eröffnet werden – unter anderem mit einem Jazzkonzert auf der Bastion. Neben der Schillerplatz-Siedlung sind an diesem Tag insgesamt 46 Denkmale in der Stadt geöffnet.
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