Links und rechts der Langen Brücke: Gute Nachrichten
Guido Berg denkt, die Villa Persius gehört in den Potsdamer Gestaltungsrat
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Ein Wiederaufbau der Villa Persius oder die Errichtung eines an sie erinnernden Baus wäre von hoher städtebaulicher Wirkung. Das Wohnhaus des Architekten Ludwig Persius (1803-1845) an der Ecke Hegelallee/Schopenhauerstraße fungierte seinerzeit als Übergang von der Stadt zum Welterbe von Sanssouci. Daher ist die Nachricht in dieser Woche sehr zu begrüßen, wonach die Baupläne schon so gut wie fertig sind. Anfang 2013 könnte Baubeginn sein. Demnach soll es keine originalgetreue Rekonstruktion des 1945 zerstörten Originals geben, sehr wohl aber eine moderne Adaption der Villa Persius. Sicher werden sich Puristen finden, die mit guten Gründen eine 1:1-Rekonstruktion fordern werden. Doch Grundstücks- als auch Baukosten ließen sich mit dem Original inklusive mäßig attraktiver Souterrain-Etage und unbewohntem Dachgeschoss kaum refinanzieren. Nur ein Mäzen könnte für ein Original mehr ausgeben, als er durch die Vermarktung einnimmt. Wer die Realität anerkennt, wird begreifen, dass nicht jedes städtebauliche Problem Potsdams durch einen Milliardär oder Millionär aus der Welt geschafft werden kann. Auch die öffentliche Hand kann sich Rekonstruktionen nicht leisten – letzter Beweis sind die Knobelsdorff-Fassade und das Kupferdach für den neuen Landtag, die von Hasso Plattner gesponsert werden. Somit kommt selbst Potsdam nicht umhin, städtebauliche Lösungen Kaufleuten zu überlassen. Das muss nicht schlecht sein, viele Altbauten der Innenstadt sind unter Anleitung der Denkmalpflege aufs Beste von privaten Investoren saniert worden. Auch die Villa Jakobs in der Bertinistraße wurde von Privatleuten mit eigenem Geld wieder aufgebaut, das Resultat beeindruckt. Eine neue Villa Persius, eine gutgemachte Adaption des Originals, könnte vor aller Augen den Nachweis antreten, dass Kapital- und städtebauliche, öffentliche Interessen Hand in Hand gehen können. Die Stadt Potsdam ist nicht nur mit der Unteren Denkmalschutzbehörde darauf vorbereitet, sie hat für Bauprojekte dieser Art einen Gestaltungsrat berufen, eine Gruppe überregional angesehener Architekten, die Bauherren und ihre Architekten bei Vorhaben von Bedeutung beraten. Für die Bauherren ist diese Expertise höchsten Ranges völlig kostenlos. Zwar gehört zu den guten Nachrichten zum Persius-Grundstück auch die, dass der Berliner Investor mit Van Geisten und Marfels ein namhaftes und erfahrenes Potsdamer Architekturbüro beauftragt hat. Doch kann ohne Frage selbst aus einem guten Entwurf noch ein sehr guter werden – und sollte der Entwurf schon sehr gut sein, haben Bauherr und Architekten ohnehin nicht mehr als ein „Wunderbar!“ aus dem Mund von Gestaltungsratschefin Ulla Luther zu befürchten. Viel steht in der Gegend am Obelisk auf dem Spiel, die Villa Tieck und ein Bau Ludwig Ferdinand Hesses sind saniert worden, ein Fehlgriff bei der Villa Persius wäre nicht nur deshalb unschön.
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