Landeshauptstadt: Gute Technik für gutes Geld?

COMBINO-BESTELLUNG NOCH OFFEN LINKS UND RECHTS DER LANGEN BRÜCKE Sind Combino-Straßenbahnen nun gut oder nicht? Diese Frage bewegte zu Wahlkampfzeiten im vergangenen Jahr Potsdamer Stadtverordnete, etwas Ähnliches spielt sich gerade im schweizerischen Basel ab. War es hier eine Große Anfrage und ein Gutachten – vom Verkehrsbetrieb auch Erlebnisbericht genannt – so ist es jetzt in Basel eine so genannte Interpellation, also ein Fragekatalog zu Wahrnehmungen und Tatsachen im Zusammenhang mit den Siemens-Bahnen. Risse, Geräusche, Verschleiß, Radreifen, Wartungsabstände – das Vokabular ist ähnlich oder gleich. Das ist kein Zufall, denn die verschiedenen Interessengruppen in den Städten, wo die Combino-Bahnen fahren, führen Vergleiche untereinander und beobachten mit Adleraugen, was anderswo passiert. In Augsburg und in Amsterdam, in Basel und in Bern und eben in Potsdam. In Budapest, Düsseldorf und Erfurt, Freiburg und sogar in Hiroshima, in Melbourne, Nordhausen und Poznan, auch in Ulm, Valencia und im portugiesischen Sul do Tejo. Überall dort ist Combino ein Begriff. Wofür, da gehen die Meinungen auseinander. Nun nützt es nichts, auf der ganzen Welt nach Schlechtem zu suchen, wenn man zu Hause das Gute braucht. Doch vor dieser schwierigen Aufgabe steht Potsdam. Drei Jahre Lieferpause sind vorbei, und von den 48 georderten Combinos hat man bei Siemens erst 16 abgenommen. Parallel dazu werden die lieb gewonnenen Tatra-Bahnen nicht jünger und auch nicht besser. Die Entscheidung muss also demnächst fallen, doch die Nachbestellung, die eigentlich bis zum 31. Dezember vergangenen Jahres hätte getätigt werden müssen, hat man in Absprache mit Siemens schon wieder „großzügig“ ausgesetzt. Das Thema hat noch eine zweite Dimension: Neue Bahnen kosten Geld, die Erhaltung von alten manchmal noch mehr. Ob Combinos gut sind oder nicht, wird wohl eine reine Finanzentscheidung werden. Detlef Gottschling

Detlef Gottschling