Sport: „Haben niemand abgeworben“ KC-Teamchef Jürgen Eschert bietet 10 000 Euro bei Gegenbeweis
Sind die Verträge mit Ronald Rauhe, der letzten Freitag von Berlin zum Kanu-Club Potsdam wechselte, inzwischen unterschrieben, Herr Eschert? Die Verträge sind in der Ausarbeitung, aber es gibt Vorverträge, die all das garantieren, was in den Gesprächen formuliert wurde.
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Sind die Verträge mit Ronald Rauhe, der letzten Freitag von Berlin zum Kanu-Club Potsdam wechselte, inzwischen unterschrieben, Herr Eschert? Die Verträge sind in der Ausarbeitung, aber es gibt Vorverträge, die all das garantieren, was in den Gesprächen formuliert wurde. Es gibt keine Probleme. Hat sich der Trubel mit Berlin über den Wechsel Rauhes – sechsfacher Weltmeister und derzeit schnellster deutscher Kanute – mittlerweile gelegt? Ich kann die Aufregung und den Ärger verstehen, der spontan in ersten Reaktionen vom Präsidenten des Berliner Landesverbandes, Wolfgang Grothaus, artikuliert wurde. Aber die Schärfe seiner Worte sind nicht nachvollziehbar. Grothaus wirft Ihrem Klub – wie er sagt – ein bisschen Größenwahn vor. Der KC sei ein Verein, der alles aufkaufe, was im Kanurennsport Rang und Namen hat. Was sagen Sie dazu? Das stimmt einfach nicht. Seit der Wende sind vier Sportler aus den alten Bundesländern zu uns gekommen. Wir haben nicht einen von ihnen abgeworben; alle kamen allein und standen vor der Tür, weil bei uns das Umfeld stimmt. Man sollte sich an die massiven Probleme erinnern, die wir vor allem 1991 hatten. Damals hatten wir als erfolgreichster Klubs Deutschlands die erfolgreichsten Kanuten, die wir aber nicht bezahlen konnten. Und damals wurden unsere Olympiasieger und Weltmeister Bluhm/Gutsche von einem Berliner Verein abgekauft, ebenso die Junioren-Weltmeister Scheu und Eberhard. Die Canadier-Weltmeister und Olympiasieger Papke/Spelly gingen nach Magdeburg, die JWM-Medaillengewinner Brückner, Röder, Lubig, Starke und Bernd in den Westen Deutschlands. Damals war Katrin Wagner bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg unsere einzige Titelträgerin, außerdem gab es viermal Silber. 2003 holten wir bei den Deutschen Meisterschaften 23mal Gold, 18mal Silber und 12mal Bronze – und zwar zur Hälfte von Kindern und Jugendlichen. Daher ist es der größte Schwachsinn zu sagen, wir würden alles aufkaufen. Wir entwickeln unseren Nachwuchs selbst. Grothaus erhebt auch den Vorwurf: Jetzt haben die Potsdamer schon die Finger nach unseren Junioren-Weltmeistern ausgestreckt. Wir haben niemanden im Visier und wollen niemanden abwerben. Wir haben nur dem Wunsch der Berliner Trainer entsprochen und im Januar ihren JWM-Medaillengewinner Torsten Lubisch mit ins Wärmetrainingslager nach Stuart in Florida genommen. Sollte Lubisch kommen wollen, können wir nichts dafür. Ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass ich bisher niemanden abgeworben habe. Wer mir das Gegenteil beweisen kann, der bekommt von mir 10 000 Euro. Aber Rauhe wurde abgeworben, oder? Nein, er ist von allein gekommen. Den Vertrag zwischen O2, Tim Wieskötter und Ronald Rauhe habe ich mit der Maßgabe vorbereitet, dass er weiter für Berlin startet. Ronalds Wechsel zum KC war keine Vertragsbedingung. Wird sich die Zusammenarbeit zwischen Brandenburgs und Berlins Kanuten künftig schwieriger gestalten? Von unserer Seite aus nicht. Ich bin sofort zu einem Gespräch mit Wolfgang Grothaus bereit und werde ihn auch demnächst anrufen. Das Interview führte Michael Meyer
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