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Aus dem GERICHTSSAAL: Haft für drogensüchtigen Einbrecher

Diebesgut in Berlin-Kreuzberg verkauft, um Geld für neuen „Stoff“ zu haben

Stand:

„Es ist beruhigend, dass der Täter jetzt ein Gesicht für mich hat“, sagte Gerlinde G.* am Ende des Prozesses. Am 16. Juni 2010 war ein Unbekannter in ihre Wohnung in der Hans-Thoma-Straße eingedrungen, hatte Goldschmuck und Computertechnik im Gesamtwert von rund 3300 Euro gestohlen. Dabei verlor er einen Handschuh, an dem die Kriminaltechniker später „zelluläre Anhaftungen“ feststellten. Sie landeten auch gleich einen Treffer in der DNA-Datenbank. Als Spurenverursacher – die betreffende Merkmalskombination gibt es nur einmal unter 1,6 Billionen Menschen – wurde Dieter D.* (57) überführt. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Birgit von Bülow verurteilte den knapp zwei Dutzend Mal Vorbestraften am Dienstag zu zwei Jahren Haft. In diese Sanktion wurde eine Entscheidung des Amtsgerichts Tiergarten vom 31. Januar – ebenfalls wegen Einbruchsdiebstahls – einbezogen.

Der Mann mit dem grauen Pferdeschwanz konsumiert seit seinem 18. Lebensjahr Kokain und Heroin. Das Geld dafür beschaffte er sich durch Diebstähle, landete immer wieder hinter Gittern. Entgiftungen und Langzeittherapien zeigten keinen Erfolg. Der gelernte Elektroanlagen-Installateur wurde rückfällig.

Auch im Juni vor zwei Jahren sei er erneut „voll drauf“ gewesen, erzählte der Berliner. Wieso er ausgerechnet nach Potsdam fuhr und in die entsprechende Wohnung einbrach, vermochte er nicht zu sagen. „Ich weiß ja nicht mal, was ich mitgenommen habe“, räumte Dieter D. ein. „Aber es wird schon stimmen, was mir vorgeworfen wird.“ Das Diebesgut habe er anschließend in Kreuzberg verkauft. „Das Zeug war ruck-zuck weg.“

Die Versicherung von Gerlinde G. hat inzwischen den größten Teil des Schadens beglichen. Der Schock, dass sich ein Fremder gewaltsam Zugang zu ihren vier Wänden verschaffte, ist noch nicht verblasst. Da ihre Wohnung zwei Eingänge habe, der Täter den „Dienstboteneingang“ aufhebelte, sie an diesem Tag durch die Haupttür kam, habe sie zuerst nichts gemerkt, so die Potsdamerin. Mehrere offen stehende Zimmertüren hätten sie zwar irritiert, aber noch nichts Schlimmes vermuten lassen. Als sie sah, dass ihr Computer eingeschaltet war, habe sie ein ungutes Gefühl beschlichen. Das verstärkte sich noch, als sie ins Bad schaute. „Ich habe meinen Schmuck dort an Nägeln aufgehängt. Einige waren leer“, erinnerte sich das Einbruchsopfer.

Folgt man dem Angeklagten, soll jetzt alles besser werden. Das Jobcenter vermittelte ihm eine Halbtagsarbeit in einem Archiv. Er hat eine eigene Wohnung und eine Freundin, die in Kürze das gemeinsame Kind erwartet. Doch das wird eine Zeitlang auf seinen Vater verzichten müssen. (*Name geändert.) Hoga

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