Landeshauptstadt: Halbes Tram-Netz breit genug für Berliner Bahn
Grüne befürworten Umbau der restlichen Schienen bei Kosteneinsparung: Sanierungen sowieso geplant
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Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen hat sich für einen Umbau des Potsdamer Straßenbahnnetzes ausgesprochen. Für die Zukunft ergäben sich daraus „nur Vorteile“, teilte gestern Kreischef Jürgen Stelter mit.
Die städtische Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH (ViP) prüft derzeit, was ein Umbau des 28,9 Kilometer langen Schienennetzes kosten würde. Hintergrund ist die Überlegung, gemeinsam mit Berlin die in Potsdam gebrauchten 19 neuen Straßenbahnen zu kaufen und mit einem Mengenrabatt so Geld zu sparen (PNN berichteten). Um die von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) bestellten „Flexity“-Bahnen von Bombardier auch in Potsdam fahren zu lassen, müssten jedoch die Gleisstränge des Potsdamer Netzes weiter auseinander gelegt werden. Denn die Berliner Bahnen sind 2,40 Meter breit, die Potsdamer bisher nur 2,30 Meter.
ViP-Chef Martin Weis bestätigte gestern auf PNN-Anfrage die Angabe des Grünen-Kreischefs, dass mehr als die Hälfte des Potsdamer Schienennetzes bereits für breitere Bahnen ausgebaut sei. Seit 2004 würden bei Sanierungen oder Erneuerungen die Gleise gleich soweit auseinander gelegt, dass 2,40 Meter breite Trams und „wenn möglich auch 2,65 Meter breite Fahrzeuge“ auf diesen aneinander vorbei fahren könnten. Bisher gebe es aber keine komplette Tram-Strecke, auf der die breiten Bahnen durchfahren könnten, so Weis. Demnach müsse bei einem Umbau das gesamte Schienennetz „angefasst“ werden. Der Umbau sei alles andere als einfach, erklärte der ViP-Chef: Unter den Gleisen befände sich eine 1,50 Meter tiefe Schicht aus Schotter, Kies und Sand, die dem Druck einer Bahn von bis zu zehn Tonnen auf einen Zentimeter Gleis standhalten müsse.
Unklar ist laut Weis bisher, ob der gemeinsame Kauf mit Berlin – der Aufsichtsrat der BVG hatte grünes Licht für 210 neue Bahnen gegeben – den Umbau der Potsdamer Schienen refinanzieren würde. Sollten die Berechnungen aber den Schluss zulassen, dass „die Stadt kurz- oder mittelfristig dadurch sparen könnte, würde sich der Umbau auf jeden Fall lohnen“, meinte Grünen-Chef Stelter. Potsdam könne dann aus mehr Tram-Modellen wählen, habe mehr Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Städten beim Kauf und könne die so genannten Zwei-System-Bahnen einsetzen, die auch auf Eisenbahngleisen fahren dürfen. Ein Verkehrskollaps sei durch den Umbau nicht zu befürchten, so Stelter. Einige sanierungsbedürftige Strecken stünden ohnehin vor dem Umbau, so an der Langen Brücke und an der Kreuzung Berliner Straße / Humboldtbrücke.
Eine Entscheidung über den Umbau soll erst im Herbst fallen. Dann will ViP-Chef Weis dem Aufsichtsrat, der auch die Prüfung des Schienen-Umbaus forderte, das Finanzierungskonzept für den Tram-Kauf vorlegen. Unsicher scheint zudem, ob Potsdam ohne Ausschreibung in den Berliner Kauf einsteigen könnte. SCH
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