Landeshauptstadt: Halbzeit im Gemischtwarenladen
Die Beigeordnete für Potsdams größtes Dezernat hat die ersten vier Jahre geschafft: Rück- und Ausblick
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Nach 1461 Tagen im Amt ist Halbzeit für Elona Müller. Als ihr Amtsvorgänger Jann Jakobs (SPD) zum Oberbürgermeister gewählt wurde, übernahm die heute 54-jährige Parteilose im Juni 2003 Potsdams größtes Dezernat mit den Bereichen Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz – einen Gemischtwarenladen, wie sie sagt. Für insgesamt acht Jahre wurde sie, wie alle Beigeordneten, von den Stadtverordneten gewählt. In ihre bisherige Amtszeit fielen große Strukturveränderungen wie die Zusammenlegung von Arbeits- und Sozialamt in die Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender, aber auch die Neu-Gliederung der Stadt in Sozialräume. Außerdem stieg die Zahl der in Kitas betreuten Kinder in den vier Jahren von 7000 auf 11000. Und was kommt jetzt?
ARBEITSLOSIGKEIT
Aktuell sorgten sich 33 von insgesamt 59 Mitarbeitern der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung Arbeitssuchender (Paga) um ihren Arbeitsplatz (PNN berichteten). Die befristeten Arbeitsverträge liefen dieses Jahr aus und sollen nicht verlängert werden. „Wir wollen die Mitarbeiter in der Stadt anstellen“, erklärte dazu die Beigeordnete. Voraussetzung dafür sei allerdings die 100-prozentige Personalkostenerstattung durch die Bundesagentur für Arbeit. Es sei „absurd“, so Müller, eingearbeitete und qualifizierte Kräfte entlassen und neue Mitarbeiter einarbeiten zu wollen. Die Übernahme durch die Stadt sei dann zunächst auch auf zwei Jahre befristet, erläuterte sie weiter.
PAGA–VERTRAG
Im Streit um die Kündigung des Vertrags zwischen Paga und Bundesagentur zeichne sich jetzt ein Kompromiss ab. Man habe sich darauf geeinigt, sagte Müller, dass bis Ende Juni alles beim alten bliebe und ab 1. Juli die Stadt ihren Anteil auf 12,5 Prozent erhöhe. Dieser Lösung müsste aber noch die Agentur für Arbeit zustimmen.
BEGRÜSSUNG FÜR BABYS
„Willkommen im Leben“ steht auf dem Ordner, den der Baby-Begrüßungsdienst Müttern von Neugeborenen ab Oktober in die Hand drückt. In der Mappe befinden sich alle wichtigen Telefonnummern und Informationen für junge Familien. Mit dem Besuchsdienst suche das Jugendamt direkten Kontakt zu den jährlich 1500 neuen Erdenbürgern und ihren Eltern.
HEBAMMEN IM DIENST DER STADT
Derzeit werden zwei der knapp 40 selbstständigen Hebammen in der Stadt zu Familienhebammen ausgebildet, die über die von den Krankenkassen bezahlten Betreuungsstunden hinaus den Kindern und ihren Eltern zur Seite stehen. „Bei Bedarf bis zu einem Jahr“, erklärte die Beigeordnete.
FÜR DEN PAPIERKORB
In der Stadt gibt es bisher drei Zuständigkeitsbereiche für öffentliche Papierkörbe: Das sind der Bereich Grünflächen, Ordnung und der Verkehrsbetrieb. Jetzt sollen die Müllbehälter erfasst werden und in die alleinige Zuständigkeit des Fachbereichs von Marina Kluge fallen.
DEMOGRAFISCHE ENTWICKLUNG
Mit einem Netzwerk „Älter werden und leben in Potsdam“ habe ihr Dezernat bereits auf die künftige demografische Entwicklung reagiert, sagte Elona Müller. Einen Mangel gebe es nach wie vor an seniorengerechtem bezahlbarem Wohnraum. Auch sei die Warteliste für einen Platz im Betreuten Wohnen lang.Sie wolle den Vermieterverbund „Stadtspuren“ jetzt für das Thema sensibilisieren.
Nicola Klusemann
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