Landeshauptstadt: Hallenweise Kostbarkeiten
Studio Babelsberg lud zum Berlinale-Empfang. In 90 Metern Höhe trafen sich Filmschaffende
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Babelsberg will hoch hinaus – und bietet beste Perspektiven. Diese Botschaft wurde den Gästen des Berlinale-Empfangs von Studio Babelsberg unmissverständlich präsentiert. Geladen waren sie in die 24. Etage des Kollhof Towers am Potsdamer Platz, dorthin beförderte der „schnellste Fahrstuhl Europas“, wie der Liftboy kaum Zeit hatte, zu verkünden: Der Aufzug lege 8,5 Meter pro Sekunde zurück und „jetzt sind Sie da“.
In 90 Meter Höhe mit spektakulärem Blick auf die Berliner Skyline trafen sich nicht wie üblich Chefs und Geldgeber der Filmwirtschaft. Rund 120 Filmschaffende bevölkerten das Café – Kostümbildner, Szenenbildner, Requisiteure, viele von ihnen aus Potsdam angereist, die meisten überzeugte Kunden des Art Departments Babelsberg mit seinem Kostüm- und Requisitenfundus. „Das Tolle ist, dass es dort alles in Massen gibt“, sagt Anna Gonnella, Kostümassistentin. 500 Schuhe und 500 Kostüme auszuleihen sei kein Problem. Gonnella arbeitete jüngst mit Kostümbildnerin Judith Holste – Lebensgefährtin von Oscar-Preisträger Christoph Waltz – an dem Kinofilm „Niemandsland“ und der Pro 7-Produktion „Go West“. Beide Filme spielen in der DDR der 1980er Jahre. Dafür sei Babelsbergs Fundus ideal, so Holste – es gebe die original VEB-Sachen, also Jacken, Blusen und Hosen aus den „volkseigenen Betrieben“.
Die Hallen voller Kostbarkeiten aus dem Alltag vergangener Zeiten kennt Olaf Kronenthal seit seiner Kindheit. Sein Vater Walther war Produktionsleiter bei der Defa, der Sohn ist Innenrequisiteur. Er stattete Filme wie „Die Stille nach dem Schuss“ von Volker Schlöndorff, das oscarprämierte Drama „Das Leben der Anderen“ oder den ZDF-Zweiteiler „Schicksalsjahre“ aus. Oft besorge er auf der Fahrt zur Arbeit schnell etwas aus dem Requisitenfundus, sagt Kronenthal. Den Schauspielstars kommt er bei seiner Arbeit ziemlich nah, reicht ihnen oft die Requisiten für die nächste Szene. Am meisten beeindruckt haben ihn Ulrich Mühe, Heinz Hoenig und Götz George.
Dauer-Mitarbeiter in Babelsberg ist David Scheunemann. Der 32-jährige studierte Architekt kreiert als Art Director die Kulissenbauten. Bei vielen US-Produktionen von Studio Babelsberg wirkte er mit, so bei „Die drei Musketiere“, „Inglourious Basterds“ und „The Apparition“. Die für ihn herausragendste Arbeit: Er entwarf das Haus, in dem sich in Roman Polanskis Thriller „The Ghostwriter“ der britische Premier verschanzt. Derzeit bereite er Helmut Dietls neuen Film vor, so Scheunemann. Arbeitstitel: „Berlin Mitte“. Produktionsdesigner Matthias Klemmer dreht derzeit in Babelsberg. In der Kulissenstraße „Berliner Straße“ entstehen Szenen für einen Sat 1.-Eventfilm. Klemmer ist ein Babelsberg-Urgestein, er kam 2001 für den Dreh von „Enemy at the Gates“ nach Potsdam. „Man kann als deutscher Filmschaffender froh sein, in Berlin zu arbeiten“, sagt er. Aber Babelsberg, „das ist wie nach Hause kommen“. SCH
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