Sport: „Hallo, hier bin ich – wir können auch was“
Jochen Vetters vom Pferdehof Neubeeren wurde Dritter beim Deutschen Dressur-Derby in Hamburg
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Der Mann hat’s im Blut. Jochen Vetters, 55 Jahre alt, ist wie eh und je absolute Klasse im Dressursattel. Der Brandenburger, der sein Handwerk zu DDR-Zeiten in Neustadt/Dosse gelernt hat und jetzt in Neubeeren auf dem Pferdehof Peter Danckerts einen Dressurstall betreibt, wurde am Sonntag in Hamburg zum zweiten Mal nach 2006 Dritter beim Deutschen Dressur-Derby. Im Finale der Top 3 auf dem Dressurviereck des Derby-Platzes in Klein-Flottbek stand für das Trio die Besonderheit an, nicht nur auf dem eigenen Pferd eine Dressuraufgabe zu bewältigen, sondern auch auf denen der beiden Kontrahenten.
Das erwies sich für alle Reiter als Schwierigkeit, aber auch als Reiz und Herausforderung. Nach Durchgang eins auf dem eigenen Pferd lag Vetters mit seinem 15-jährigen Wallach Fanano mit stolzen 1315 Zählern – dem am Ende am besten benoteten Einzelritt – in Führung. Am Ende wurde er mit 3617 Punkten Dritter hinter Christoph Koschel (Osnabrück/3738) und Alexandra Bimschas (Neumünster/3720). Aber einen „Brandenburger“ Sieger hatte der Wettbewerb dennoch. Fanano, gezogen im Zuchtverband Brandenburg-Anhalt und im Besitz von Vetters Frau Marion, war wie schon vor drei Jahren die Nummer eins in der Pferdewertung. „Ich bin froh, wie Fanano nach der Wettkampfpause im Vorjahr schon wieder geht. Damit hatte ich nie und nimmer gerechnet. Er ist halt ein echtes Ausnahmepferd“, so der Reiter.
Vetters konnte mit seiner sportlichen Ausbeute zufrieden sein, und auch finanziell hat es sich gelohnt. 1250 Euro erhielt er für seinen Grand Prix-Sieg, 1900 für seinen Erfolg im Special, 1500 für Derby- Rang drei. „Aber das ist nicht meine erste Option. Ich mache das aus Spaß an der Sache, wollte Fanano hier gut vorstellen und – das ist natürlich selbstverständlich – auch Leistung zeigen“, sagt Vetters.
Sein dritter Platz vor drei Jahren war das Top-Resultat für einen ostdeutschen Dressurreiter seit 1968, als der Potsdamer Horst Köhler (damals Neustadt/Dosse) auf dem Schimmel Neuschnee Olympia-Fünfter wurde. Das hat Vetters nun wiederholt und bestätigt. Er genießt den Erfolg. Auch, weil nach der Wende und bis heute noch einige die Reiterei in den neuen Bundesländern gerne mal von oben herab belächeln. „So gesehen sind die Resultate schon Genugtuung“, sagt Jochen Vetters. Als er sich nach der Wiedervereinigung selbstständig machte, sei das immer sein Ziel gewesen. „Ich wollte sagen: Hallo, hier bin ich – wir können auch was.“ Mittlerweile stehen in Vetters Stall längst auch Vierbeiner von West-Besitzern. „In der Szene weiß man genau, wer ein gutes Händchen hat und solide arbeitet“, meint er nicht ohne Stolz.
Fanano habe die Pause sehr gut getan, „das merkt man jetzt“, sagt Jochen Vetters. Und zum eigenen sportlichen Ehrgeiz: „Ich nehme alles mit, was sich anbietet. Drei Jahre wird Fanano sicher noch gehen können. Möglicherweise hat er das Beste ja noch vor sich.“ Klaus Weise
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