Sport: Handball: Nächste Krise beim HSV
Präsident und Geldgeber zieht sich zurück
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Hamburg - Im Juni jubelten die Handballer des HSV Hamburg noch über den Gewinn der Champions League – vier Monate später scheint im Verein Chaos zu herrschen. Erst die Posse um Geschäftsführer Frank Rost, der im Kompetenzgerangel mit Matthias Rudolph entnervt hinschmiss, dann der Bundesliga-Fehlstart – und nun der Rücktritt des Präsidenten selbst. Die Doppelbelastung des eigenen Unternehmens und des HSV habe ihn zu dieser Entscheidung bewogen. „Außerdem leidet das Familienleben durch die räumliche Entfernung, und ich kann der Aufgabe als Präsident in der Form nicht so nachkommen, wie es sein sollte“, wurde Rudolph in einer Klub-Mitteilung zitiert.
Doch was am Montagabend verkündet wurde, hat ganz andere Gründe: Rudolphs Verhältnis zu Trainer Martin Schwalb gilt als zerrüttet. Nach der 26:32-Heimniederlage Anfang September gegen Meister THW Kiel soll es gewaltig gekracht haben, der 55 Jahre alte Betreiber mehrerer Apotheken warf die Brocken hin. Öffentlich wurde der Schritt erst jetzt, nachdem die Hamburger in der Bundesliga zuletzt überzeugten, das Spitzenspiel bei den Füchsen Berlin mit 33:32 gewannen und Rudolph in Florida Urlaub macht. 17 Monate lang hatte der Unternehmer den Klub geführt, als Hauptgesellschafter übernahm er die Anteile seines Bruders Andreas, der von 2004 bis 2011 als Mäzen die Hanseaten als Handball-Schwergewicht etabliert hatte. Der 58-Jährige soll mehr als 20 Millionen Euro in die Profi-Abteilung gepumpt haben.
Die Euphorie um den HSV, der 2002 mit der Lizenz des Zweitligisten Schwartau an die Elbe verpflanzt wurde, ist mittlerweile verflogen, der Ticketverkauf rückläufig. Matthias Rudolph beteuert, dem Klub gewogen zu bleiben und seine Anteile nicht veräußern zu wollen. Laut „Hamburger Abendblatt“ gab es aber schon Probleme bei den September-Gehältern der Spieler. Die Brüder vermissen die Anerkennung für ihr Engagement, ohne sie ist der Spielbetrieb kaum möglich. Bis auf weiteres sollen Vize-Präsident Frank Spillner und Schatzmeister Jens Lingthaler die Führungsaufgaben übernehmen. dpa
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