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Von Matthias Matern: Handwerk im Stimmungshoch

Umfrage: Ein Drittel der Betriebe mit Vollauslastung. Aber Gewinne zu niedrig

Von Matthias Matern

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Potsdam - Das brandenburgischen Handwerk schwelgt offenbar in einem bislang nicht gekannten Stimmungshoch. Einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer Potsdam zufolge beurteilen 87 Prozent ihrer Mitgliedsbetriebe ihre derzeitige Geschäftslage als gut und befriedigend. Mehr als die Hälfte finden demnach sogar, dass die Geschäfte glänzend laufen. „Das ist der beste Umfragewert der vergangenen 18 Jahre“, sagte Kammer-Hauptgeschäftsführer Wolfgang König am Montag in Potsdam. Nach einem „schwachen Jahresbeginn“ habe das Handwerk im Kammerbezirk in den vergangenen sechs Monaten einen „spürbaren Wachstumsschub bekommen“. 34 Prozent der befragten Betriebe hätten angegeben, zu 100 Prozent ausgelastet zu sein, so König. Die durchschnittliche Auslastung liege bei 82 Prozent, somit vier Prozent über dem Vorjahresniveau.

Auch die beiden Handwerkskammern in Frankfurt (Oder) und Cottbus meldeten nach ihren jüngsten Erhebungen eine deutlich verbesserte Stimmungslage ihrer Betriebe. Getragen wird der landesweite Optimismus vor allem von drei Gewerken: Dem Bauhauptgewerbe, den Ausbauern und den Betrieben des gewerblichen Bedarfs, wie Metallbauern und Feinwerkmechanikern. Dagegen hätten Friseure, Kosmetiker, Uhrmacher, Schneider und andere personenbezogenen Handwerke nach wie vor mit eine eher „schwachen Binnennachfrage“ zu kämpfen, räumte König ein. „Das könnte besser sein.“

Die gute Laune in den Gewerken des gewerblichen Bedarfs führt der Kammer-Hauptgeschäftsführer vor allem auf die „Erholung in der Industrie“ zurück, die sich jetzt auch auf die Zulieferer auswirke. Das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe dagegen hätten anders als noch zum Jahresanfang vermutet mittlerweile von Aufträgen aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung profitiert, so Wolfgang König.

Entsprechend gut ist die Auftragslage. Diese habe sich „deutlich verbessert“, sagte der Kammer-Chef. Während in den vergangenen drei Jahren der Saldo aus gestiegenen und gesunken Auftragseingängen aller Gewerke stets im Negativbereich gelegen habe, sei er jetzt erstmals wieder mit sieben Prozent ins Positive gerutscht.

Ebenfalls positiv entwickelten sich laut König die Umsätze. Letztmalig hätten vor 15 Jahren mehr Betriebe steigende statt sinkende Umsätze gemeldet. „Hohe Umsätze bedeuten aber nicht zwingend auch höhere Erträge“, gab Wolfgang König zu bedenken. Der Wettbewerb, vor allem im Bauhandwerk, finde oft über den Preis statt. Der teils „nicht ausreichende“ Gewinn wiederum, sei ein Hemmnis für die Investitionstätigkeit der Handwerksbetriebe, so König. So hätten 60 Prozent der Befragten angegeben, in den vergangenen drei Monaten keine Investitionen getätigt zu haben. Um in der derzeitigen Situation bei Banken Kredite zu bekommen, sei die Eigenkapitaldecke vieler Betriebe zu dünn.

Auch in anderer Weise könnten sich die schmalen Finanzen negativ bemerkbar machen. Denn der Hauptgeschäftsführer hat durchaus Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs. „Wenn der Effekt aus dem Konjunkturpaket ausklingt, ist mit einer erneuten Delle zu rechnen, sofern diese nicht durch eine wachsende Nachfrage privater Verbraucher abgefedert wird“, meint Wolfgang König. Vor allem, da auch die kommunalen Haushalte immer weniger Spielraum für Investitionen zulassen würden und Fördermittel der EU kontinuierlich sinken.

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