Landeshauptstadt: Hart, aber gerecht
Sylvana Reetz hat in Peter Paffhausen einen Chef, der hohe Anforderungen stellt
Stand:
Wie trinkt Ihr Chef seinen Kaffee?
Er mag am liebsten Cappuccino. Was für eine Art Chef ist er?
Hart, aber gerecht.
Wie bedankt er sich bei Ihnen für besondere Einsätze, zum Beispiel Überstunden?
Grundsätzlich setzt er Einsatz voraus. Er sagt aber auch schlicht: Danke.
Charakterisieren Sie ihn als Mensch.
Herr Paffhausen stellt sehr hohe Anforderungen an sich selbst, er ist sehr arbeitsam und sehr gründlich.
Woran erkennen Sie, dass er schlechte Laune hat?
An seinem Gesichtsausdruck.
Duzen oder siezen Sie Ihren Chef?
Wir siezen uns.
Skizzieren Sie einmal kurz Ihr Arbeitsfeld. Was fällt alles in Ihren Aufgabenbereich?
Ich bin für das Tagesgeschäft zuständig, manage den Terminplan unseres Geschäftsführers und sorge für einen möglichst reibungslosen Tagesablauf.
Wie viele Anrufe bekommen Sie täglich?
Das ist sehr unterschiedlich; ich habe sie noch nie gezählt. Es gibt Stoßzeiten, da kommen mehrere Anrufe gleichzeitig rein und laufen parallel, da wir eine Anklopffunktion haben. In den Fällen rufe ich dann zurück.
Welche berühmten Persönlichkeiten hatten Sie schon in der Leitung?
Es sind vor allem Potsdamer Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, hin und wieder auch von der Bundes- und Landesregierung.
Was muss ein Anrufer auf dem Herzen haben, damit Sie ihn sofort zum Chef durchstellen?
Das entscheidet der Terminplan von Herrn Paffhausen, der sehr eng „gestrickt“ ist. Sobald aber eine Lücke frei ist, werden Anrufer mit dringenden Anliegen durchgestellt oder zurückgerufen. Selbst Familienmitglieder können nicht immer sofort durchgestellt werden.
Wann wimmeln Sie einen Anrufer ab?
Bei uns wird niemand abgewimmelt.
Sie sind ja eine Art Schaltzentrale. Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, mit welchen Anliegen Sie Ihren Chef behelligen und mit welchen nicht?
Zunächst erkundige ich mich, worum es geht und wenn es tatsächlich Chefsache ist, gut. Es gibt aber auch Anrufer, die ich dann nett, aber konsequent an die zuständigen Fachbereiche verweise.
Was sagen Sie, wenn der Chef „für niemanden zu sprechen“ ist?
Das gibt es eigentlich nicht, da er entweder Termine hier im Hause oder auswärts wahrnimmt.
Welcher war der ungewöhnlichste Wunsch, der über Sie an Ihren Chef herangetragen wurde?
Aus unserer Sicht gibt es keine ungewöhnlichen Wünsche. Jede Anfrage wird von uns ernst genommen, auch wenn sie mitunter abschlägig beantwortet werden muss.
In welchem Fall wäre Ihr Chef ohne Sie verloren?
Das kommt nicht vor, da er selbst alle im Sekretariat befindlichen Bürogeräte beherrscht. Und wenn ich mal nicht da bin, werde ich durch eine Kollegin vertreten.
Wie oft und in welchen Fällen fragt er Sie nach Ihrer Meinung? Nimmt Ihr Chef Kritik von Ihnen an?
Ab und an fragt er mich schon, von welcher Seite ich eine Problemlage sehe. Ich denke, nur um eine weitere Meinung zu hören. Für ausgiebige Gespräche bleibt kaum Raum. Wir haben wenig Zeit, uns auszutauschen, deshalb beschränken wir uns meist auf die wesentlichen Fakten. Und so komisch das klingt: Ich bin manchmal diejenige, die ihn am wenigsten sprechen kann, weil aktuelle Themen gerade wichtiger sind und Vorrang haben.
In welchen Situationen braucht er Ihren Trost?
So etwas gibt es nicht.
Kennen Sie den Hochzeitstag Ihres Chefs?
Den kenne ich, aber nicht etwa, weil ich ihn daran erinnern müsste, sondern damit ich an dem Tag die Termine nicht bis in den späten Abend plane, weil er den mit seiner Frau verbringen möchte.
Haben Sie beim Vorstellungsgespräch gleich gemerkt, dass die Chemie zwischen Ihnen beiden stimmt?
Ja. Das hat sich dann auch in unserer gemeinsamen Arbeit bestätigt. Unsere Zusammenarbeit funktioniert gut, finde ich.
Ist die Bezeichnung Sekretärin eigentlichnoch zeitgemäß oder wie würden Sie Ihren Job bezeichnen?
Der Begriff Sekretärin gerät oft in Misskredit. Die Bezeichnung an sich ist mir aber nicht so wichtig. Wichtig ist doch, dass man die Funktion ausfüllt und dass einen selbst der Beruf ausfüllt. Ich bin jedenfalls gerne Sekretärin.
Das Gespräch führte Nicola Klusemann
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