Landeshauptstadt: Haus der Begegnung: B-PlanblockiertVerkauf Semmelhaack springt ab/Beigeordnete: „Bedauerlich“
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Von Nicola Klusemann Innenstadt. Aus dem Verkauf des Hauses der Begegnung wird erst mal nichts. Der Hauptkaufinteressent, die Firma Semmelhaack, hat von dem Vorhaben Abstand genommen. Nach PNN-Informationen scheiterten die Verkaufsverhandlungen an einem erst im Juni dieses Jahres beschlossenen B-Plan für den so genannten Block 4-Süd im Sanierungsgebiet P 03. Dieser Bebauungsplan, der bereits 1996 aufgestellt wurde, schließt ausdrücklich Wohnen als Nutzungsmöglichkeit für die sozial ausgerichtete Begegnungsstätte aus. Diese Möglichkeit hätte der Investor aber gerne zur wirtschaftlichen Absicherung gehabt. Der Kaufvertrag zwischen der Gläubigerbank Mittelbrandenburgische Sparkasse und der Immobilienfirma sollte Ende Juli zu Stande kommen, als plötzlich der B-Plan-Beschluss der Stadtverordneten dazwischen kam. Der neue Eigentümer wollte das Angebot der Integrationsstätte für Menschen mit Behinderung im Erdgeschoss und Keller konzentrieren. In der ersten Etage und dem Dachgeschoss war ein Hospiz geplant, dessen Geschäftsführung sollte als Betreiber des Hauses eingesetzt werden. Ein wirtschaftliches Risiko, dass der Investor nur zu tragen bereit gewesen wäre, wenn der für 25 Jahre festgeschriebene soziale Bindungszweck etwas gelockert worden wäre. Für den unwahrscheinlichen Fall also, dass das Zentrum für Schwerkranke pleite macht, wollte der Käufer die Möglichkeit haben, die oberen beiden Etagen zum Beispiel auch für studentisches Wohnen nutzen zu können. Mit dem beschlossenen B-Plan allerdings ist das jetzt ausgeschlossen. Sie bedauere „zutiefst“ das Abspringen der Firma Semmelhaack, sagte die Beigeordnete für Soziales, Gesundheit, Jugend, Ordnung und Umweltschutz, Elona Müller. Als sie ihr Amt im Juli antrat, sei sie davon ausgegangen, dass der Verkauf des Hauses schon unter Dach und Fach sei. An ein willentliches Querschießen der Baubehörde glaube sie nicht. Es sei vielmehr „ein dummer Zufall“ gewesen, dass parallel zu den Verkaufsverhandlungen der B-Plan beschlossen worden sei. „Und daran ist im Moment nichts zu ändern“, so die Sozialbeigeordnete. Weiterhin halte sie daran fest, dass das sozial ausgerichtete Haus in dieser Lage unbedingt erhalten bleiben sollte. Nach den Informationen von Elona Müller gebe es noch mehrere Kaufinteressenten, die auch schon bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse vorgesprochen hätten. Auf sie hofft die Beigeordnete jetzt. „Behindertenarbeit und Hospiz sollten unbedingt im Zentrum der Stadt ihren Platz haben.“ Um nach weiteren Lösungen für die Begegnungsstätte zu suchen, hat der Sozialausschuss das Thema auf die Tagesordnung seiner Sitzung am kommenden Dienstag gehoben. Ausschussvorsitzender Volkmar Näder erwartet dabei mehr „Flexibilität von der Stadtverwaltung“, erklärte er gegenüber den PNN. Um die Firma Semmelhaack doch noch umzustimmen, fordert er ein neuerliches Überarbeiten des besagten B-Plans. „Die Verwaltung sollte über ihren Schatten springen“, sagte Näder. Und schließlich müsse die Stadt ein ureigenstes Interesse an einer schnellen Veräußerung des Objekts haben. Denn nachdem der ursprüngliche Trägerverein zur Integration von Menschen mit Behinderung vor einem Jahr Insolvenz anmeldete und der Interimsbetreiber, das Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk, den Rückzug antrat, übernahm die Stadtverwaltung ab März die Betreiberkosten. Zunächst bis zum 31. Dezember 2003. Ein Jahr Verlängerung sei möglich. Die Fachbereichsleiterin für Soziales, Jugend und Wohnen, Bärbel Eichenmüller hat vorgesorgt. Sie hat bereits die Finanzierung des Hauses der Begegnung im Haushalt 2004 verankert – zur Sicherheit.
Nicola Klusemann
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