Von Guido Berg: Haus der drei Brandwände
„Potsdamer Mitte im Dialog“: Erneute Kritik an schlechter städtebaulicher Einbindung der Bibliothek
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Innenstadt - Bei „Potsdamer Mitte im Dialog“ ging es am Donnerstagabend um die Aufteilung der künftigen Quartiere auf dem Areal der heute noch stehenden Fachhochschule in der Innenstadt. Doch Prof. Ludger Brands nutzte dieses eher trockene architektonisch-fachliche Thema, um noch einmal die Sanierung der Stadt- und Landesbibliothek kritisch aufs Korn zu nehmen. Es könnte auch „ein festliches öffentliches Gebäude sein“, wie er anhand von Studentenentwürfen für eine Überformung des DDR-Baus zeigte. Stattdessen bleibe es eine „auf seine Funktion reduzierte Kiste“.
Ferner sprach er sich gegen eine von Architekt Rainer Becker gewählte „architecture parlante“ aus, eine „sprechende Architektur“, mit der der Zweck des Gebäudes ausgedrückt wird. Brands: „Man muss doch nicht auch noch ein Buch ins Fenster legen “ Wie berichtet, plant Becker buchförmige Elemente an der Bibliotheksfassade. Potsdams Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) ist von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) in Sachen Bibliothekssanierung eigentlich auf dringliche Zurückhaltung verpflichtet worden, nachdem Klipp in einer privaten E-Mail starke Kritik an der städtebaulichen Einordnung der Bibliothek übte. Die E-Mail fand den Weg zur Presse und somit Klipps Kritik den Weg in die Öffentlichkeit. Nun vom Maler Olaf Thiede aus dem Publikum direkt darauf angesprochen, ob der Block auf die Bibliothek reagieren sollte oder die Bibliothek auf den Block, erklärt Klipp klar: „Die Bibliothek ist das, was nicht rein passt.“
Wie berichtet, wird das Bibliotheksgebäude aus der Straßenkante des neu entstehenden Quartiers am Kanal herausragen. Dazu der Baubeigeordnete: „Die städtebauliche Einordnung wird zu diskutieren sein.“ Es gebe Brandwände links, rechts und nach hinten, an die angebaut werden müsse. Dazu der Kommentar der Vorsitzenden des neu berufenen Gestaltungsrates, Ex-Architektur-Professorin und Ex-Baustadträtin Ulla Luther: „Eine große Herausforderung.“
Im Weiteren sprach sich die Gestaltungsratschefin gegen eine Öffnung der entstehenden Wohnviertel aus. Die Höfe müssten nicht notwendigerweise öffentlich zugänglich sein, wenn dort Menschen wohnen sollen. Privatheit müsse zugelassen werden, so Luther. Studenten des Architektur-Professors Klaus Theo Brenner von der Potsdamer Fachhochschule hatten probiert, die Blöcke zu öffnen. Ein Vorschlag sieht eine Straße vor, die vom neuen Landtag direkt auf die Rückseite der Bibliothek führt, um diese zu einer Adresse des Alten Marktes werden zu lassen. Dagegen sprach sich der Kunsthistoriker Jochen Kuke von der Bürgerinitiative Mitteschön aus. Potsdam sei „die Stadt der Sichtachsen und großen Blöcke“. Ein Öffnen der Viertel wäre „eine Abkehr vom Stadtgrundriss“. Allerdings hätten sich die Innenhöfe der historischen Blöcke durch eine Vielzahl kleiner Remisengebäude ausgezeichnet, durch „ein romantisches Durcheinander“. So etwas könne man nicht planen, glaubt Kuke.
Abschließend hatte sich der Baubeigeordnete der Kritik eines Potsdamers zu erwehren. Dieser erklärte, eineinhalb Monate Zeit für die Ausschreibungen im Rahmen des Leitbauten-Konzeptes für die Alte Fahrt sei für Bürger viel zu kurz. Es brauche Zeit, Banken und Architekten zu finden. Klipp entgegnete, dies sei nicht beabsichtigt gewesen. Allerdings: „Viele Potsdamer haben es geschafft“, so Klipp. Das Konzept „Bürger als Bauherr“ werde auf vielen Grundstücken aufgehen.
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