
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Haus Dietz ist verkauft
Gefahr für Zeugnis Neuen Bauens: Frage eines möglichen Abrisses wird akut
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Innenstadt - Das Haus Dietz in der Kurfürstenstraße hat einen neuen Eigentümer. Damit ist der Erhalt des architekturhistorisch bedeutsamen und stadtbildprägenden Zeugnisses des Neuen Bauens in Potsdam äußerst fraglich geworden. Der Alt-Eigentümer des einstigen Wohnhauses des Potsdamer Architekten Heinrich Laurent Dietz (1888-1942) hatte seinen Wegzug und den Verkauf des Hauses angekündigt, weil er sich durch eine als überdimensioniert empfundene Neubebauung in der Leiblstraße gestört fühlt. „Ich habe das Grundstück bereits verkauft“, erklärte Volker Wiese nun auf PNN-Anfrage. Insgesamt habe er knapp 3300 Quadratmeter an der Kurfürstenstraße veräußert. Den Namen des Käufers wollte Wiese nicht nennen.
Die im Bau befindlichen beiden fünfgeschossigen Leiblstraßen-Neubauten besitzen den Plänen zufolge Nord-Balkone, die direkte Einsicht in den luxuriös und künstlerisch anspruchsvoll gestalteten Garten des Hauses Dietz bieten. Für Wiese ein Affront und Grund für eine außerordentliche Wertminderung des Hauses Dietz. Bei einem Verkauf, so Wiese in früheren Aussagen, würde er das von ihm in Haus und Garten investierte Geld nur wiedersehen, wenn er sein gesamtes Areal an der Kurfürstenstraße samt dem Haus Dietz als Bauland veräußert. Auf seinen Antrag hin hatte Wiese von der Potsdamer Bauverwaltung eine positive Bauvoranfrage erhalten. Das Grundstück des Hauses Dietz darf demnach neu mit Wohnhäusern bebaut werden. Die Frage ist nun, ob Wiese an einen Liebhaber der Dietz''schen Architektur verkauft hat, der bereit ist, das Haus zu erhalten. Oder ob er an einen Projektentwickler veräußerte, der sein Investment durch die Realisierung einer neuen, mehrgeschossigen Wohnbebauung refinanzieren muss. Wiese machte dazu keine Angaben; er erklärte jedoch erneut, dass das Haus Dietz nicht unter Denkmalschutz stehe. Grund sei Wiese zufolge nicht, dass die Potsdamer Verwaltung 1977 bei der Erstellung der ersten DDR–Denkmalschutzliste von Potsdam versehentlich das Nachbarhaus Kurfürstenstraße 23 unter Denkmalschutz stellte, wie PNN-Recherchen ergaben (PNN berichteten), sondern dass im Zuge der nachfolgenden Umbauten „kein Brett“ mehr vom Originalbau vorhanden sei. Wiese: „Es ist vom historischen Haus Dietz nichts mehr da.“
Die Abriss-Aussicht, die nun durch den bestätigten Hausverkauf akut wird, hatte Proteste in Potsdam ausgelöst. Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam-Museums, und Thomas Sander, Vorsitzender des Vereins ArchitraV, sprachen sich gegen den Abriss des Hauses aus. „Die klassische Moderne ist kaum an einer anderen Stelle so präsent“, erklärte Sander. Guido Berg
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