Landeshauptstadt: Haus für obdachlose Familien eingeweiht
Nach Anwohnerprotesten hofft Betreiber AWO nun auf gute Nachbarschaft
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Drewitz – Mit einem Nachbarschaftsfest wurde gestern offiziell das Familienhaus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Alt-Drewitz eingeweiht. Das Gebäude mit sechs Wohneinheiten ist für Eltern mit Kindern gedacht, die vor der Obdachlosigkeit stehen. Maximal ein Jahr finden sie in der Sozialeinrichtung eine Unterkunft.
„Durchschnittlich sechs Monate bleiben die Familien“, sagte Birgit Hollmann, die Leiterin der Einrichtung. Derzeit sind zwei Wohnungen noch frei, doch die Fluktuation sei durch die Begrenzung der Wohndauer sowieso gegeben, so Hollmann. Das sahen die Nachbarn des Familienhauses anfangs mit Skepsis, die auch noch nicht völlig gewichen ist. „Man weiß nie, ob die Menschen in der Straße hier wohnen“, beschrieb Nachbar Jürgen Paschke einen Unsicherheitsfaktor. Doch seien die ärgsten Ängste in Gesprächen zwischen AWO, Stadt und Nachbarschaft getilgt worden. Einrichtungsleiterin Hollmann hofft auf gute Nachbarschaft und lud die Anwohner ein, bei Problemen „sofort das Gespräch zu suchen“.
Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) gab gestern zu, „die Nachbarn überfordert zu haben“ mit der Idee, einen zentralen Sozialstandort zu etablieren. Vor Ort ist bereits seit längerem das Übergangswohnheim für jüdische Aussiedler ansässig, nach ersten Vorschlägen der AWO und der Stadtverwaltung sollte nicht nur das Familienhaus, sondern auch ein Wohnheim für obdachlose Jugendlich dorthin ziehen (PNN berichteten). Nach Widerständen aus der Nachbarschaft wurde dieses Vorhaben zurückgestellt, „für ein Jahr“, wie Müller betonte. Jedoch sei die Stadt noch nicht festgelegt.
Das einstige Familienhaus-Domizil in der Berliner Straße 132 will die AWO verkaufen, „möglichst an ein soziales Projekt“, wie AWO-Geschäftsführerin Angela Basekow gestern sagte. Einen Interessenten gebe es jedoch noch nicht. KG
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