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ATLAS: Haus gesucht

Jan Brunzlow über den Wohnungsmarkt der Hausbesetzer

Stand:

Suche altes Haus zum Besetzen, möglichst für längerfristig. Lage: Babelsberg, Zustand egal. So oder ähnlich lautet das Gesuch der Babelsberger Hausbesetzer, deren Bleibe ab dem 12. Juni abgerissen werden soll. Zwei Tage Verzögerung der Abrissarbeiten konnte die Sozialbeigeordnete Elona Müller gestern nach Gesprächen mit den jugendlichen Besetzern und der Havelbus-Verkehrsgesellschaft als Hauseigentümerin verhandeln. Zusätzlich startete sie gestern im Jugendhilfeausschuss einen Aufruf, den zehn jungen Leuten bei der Suche nach einem neuen Quartier zu helfen. Deren Ansprüche seien nicht hoch. Sie wollte vermitteln und hat schon mehr getan, als nötig war. Es klingt dennoch skurril: Hausbesetzer nehmen ein Haus illegal in Beschlag und suchen nun, da es kurz vor dem Abriss steht, Hilfe auf dem offiziellen Weg. Der Sinn des Revolutionären, des Anderssein bleibt dabei auf dem Weg. Der ursprüngliche Protest gegen Politik, hohe Mieten und die Spießigkeit der Gesellschaft wird karikiert. Findige Besetzer stehen schon in den Startlöchern mit ihren Online-Urlaubstauschbörsen für besetzte Häuser oder den Immobilienmarkt der Hausbesetzer. Dabei gibt es doch in Potsdam genug alte Häuser, die nur auf eine neue Nutzung warten Das geht zuweit? Womöglich, doch hört man Denkmalschützern der Stadt genau zu, so gebe es das „brandenburgische Bernsteinzimmer“ in der Villa Gutmann ohne Hausbesetzer womöglich nicht mehr. Sie haben im Winter geheizt, nötigste Flickarbeiten erledigt und durch ihre Anwesenheit dem Vandalismus vorgebeugt.

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