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Landeshauptstadt: Hausarzt kommt mit ins Krankenhaus

Christliche Kliniken eröffneten Medizinisches Versorgungszentrum / „Sektorengrenzen“ gelockert

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Allheilmittel Vernetzung: Das katholische St. Josefs-Krankenhaus und die diakonische Oberlinklinik haben sich zu einer GmbH zusammengeschlossen, um gemeinsam ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu betreiben.

„Es ist klein, aber ein Anfang“, sagte Dr. Michael Hücker, Geschäftsführer der orthopädischen Fachklinik in Babelsberg. Potsdams erstes MVZ in Trägerschaft der beiden konfessionellen Krankenhäuser ist im einstigen Militärlazarett am Ende der Großbeerenstraße untergebracht. Dort betrieb bis Ende 2007 der niedergelassene Orthopäde und Radiologe Dr. Hans-Peter Smitka seine Praxis. Die habe er jetzt an die Versorgungszentren-GmbH verkauft und sei nun Angestellter des Netzwerks, erklärte Adelheid Lanz, Verwaltungsdirektorin im St. Josefs-Krankenhaus. Zweiter im Bunde ist der Neurochirurg Dr. Manfred Schulz, der seine bisherigen Behandlungsräume in der Seestraße für das Zentrum aufgab. Der Zusammenschluss solle insbesondere den Weg für den Patienten verkürzen, erklärte Lanz, die darauf verwies, dass das St. Josefs ebenfalls gestern ein weiteres Versorgungszentrum in der Lennéstraße mit zwei Hals-Nasen-Ohren-Ärzten und einem Orthopäden eröffnet habe. Das Prinzip sei ähnlich wie bei den Ärztehäusern, erläuterte die Geschäftsführerin des katholischen Krankenhauses. Auch bei den Versorgungszentren einigten sich die Vertragspartner auf gemeinsame Qualitätsstandards und effizienteres Arbeiten, um „den Patientendurchlauf zu beschleunigen“. Die medizinischen Einrichtungen, so Lanz, seien dazu angehalten, Kosten zu dämpfen. Dies erreiche man eben auch durch Kooperation. Das dürfe aber nicht zu Lasten der Kranken gehen, betonte sie. Vorteil für die niedergelassenen Fachärzte sei, dass sie sowohl ambulant im Versorgungszentrum als auch stationär in den vertragspartnerschaftlichen Krankenhäuser tätig sein könnten. Und der Vorteil für den Patienten, dass er auch in der Klinik dem ihm vertrauten Arzt begegne, sagte Lanz. Das habe die gesetzliche Lockerung der bisher „strengen Sektorengrenzen“ zwischen ambulant und stationär vor knapp zwei Jahren möglich gemacht, erklärte die Geschäftsführerin. Während früher der niedergelassene Arzt außen vor blieb, sobald sein Patient ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wird er heute mindestens zeitnah über die Behandlungsschritte informiert oder auch daran beteiligt, sagte Adelheid Lanz.

Für den Chef der Oberlinklinik sei bei der Gründung des Medizinischen Versorgungszentrums vor allem der Zusammenschluss der beiden konfessionellen Träger von Bedeutung. „Wir wollten unsere ohnehin bestehende Zusammenarbeit auf diese Weise auch nach außen hin sichtbar machen“, sagte Hücker. Als christliche Einrichtungen einten sie gemeinsame Werte wie die „Achtsamkeit im Umgang mit Patienten“, die womöglich in privat-wirtschaftlich betriebenen Häusern nicht so stark zum Tragen käme, sagte der Chef der orthopädischen Fachklinik. Ein weiteres Plus einer solchen Gemeinschaft wie dem MVZ sei der fachärztliche Austausch. „Hier können Informationen besser fließen“, so Hücker. Auch er empfindet es als Vorteil, wenn beispielsweise künftig Neurochirurg Schulz einen Patienten aus seiner ambulanten Sprechstunde in der Oberlinklinik selbst operieren könne. Dazu müsse Schulz nicht etwa den OP-Saal mieten. Die Mitnutzung des gesamten erst im vergangenen Jahr eingeweihten Operationsbereichs sei ebenfalls Bestandteil des MVZ-Vertrags.

Nicola Klusemann

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