zum Hauptinhalt
Zwei neue der einstigen berühmten acht Ecken: Entwurf aus der Sommerausstellung von Architektur-Studenten an der Fachhochschule Potsdam.

© Andreas Klaer

Von Günter Schenke: Häuschen mit Garten am Alten Markt

Ausstellung der Fachhochschule Potsdam mit Entwürfen für neue Stadtmitte

Stand:

Bornstedter Feld - Vierstöckige „Häuschen mit Garten“ will Franco Giesecke in der neuen Potsdamer Mitte gegenüber der Nikolaikirche bauen. Seine Entwürfe sind unter Hunderten anderer noch bis Ende nächster Woche im Haus 2 der Fachhochschule in der Pappelallee zu sehen.

Studierende der Fachrichtung Architektur und Städtebau haben auf drei Etagen ihre Semesterarbeiten präsentiert. Gieseckes Entwurf gehört zu denen, die sich mit Potsdam, speziell mit der neuen Mitte, befassen. Anders als in Dresden im Quartier um die dortige Frauenkirche solle in Potsdam die Kleinteiligkeit der neuen Gebäude nicht nur vorgegaukelt werden. Schmale Parzellen, so stellt es sich der angehende Architekt vor, sollen mit so genannten „Town-Häusern“ bebaut werden, die Arbeiten und Wohnen ermöglichen und auf der Rückseite eine Gartenidylle bieten.

„Das Schwierigste war für mich, den Grundgedanken umzusetzen“, sagt Filizitas Thater. Ihre Arbeit über das Quartier der künftigen Schwertfegerstraße ähnelt auf den ersten Blick dem von Giesecke, nur dass die Grundstücke größer sind. Grünanlagen im Inneren und Dachterrassen im Hof schaffen den Bezug nach draußen und ermöglichen ein zeitgemäßes Wohnen. Der „Grundgedanke“ der alten Mitte erschließt sich über die Fassadengestalt. „Die Fassaden sollen als neu erkennbar sein, aber nicht so stark hervortreten“, sagt die Architektur-Studentin.

Mit dem Konflikt um das moderne Wohnen und dem historischen Anspruch beschäftigen sich die meisten der ausgestellten Arbeiten. So will Markus Lemcke die vorgegebene Blockstruktur aufbrechen und öffentliche Räume schaffen. Er zeigt auf ein historisches Bild eines Häuserblocks, aus dem die einstige bedrückende Enge hervorgeht. Das Neue müsse auf jeden Fall so sein, dass sich die Bewohner nicht eingesperrt fühlen. Lemcke legt eine Gasse zwischen die Häuser westlich der Nikolaikirche. Ein Wirtshaus mit Außenplätzen im Sommer sei hier denkbar. Urban solle das Ganze sein und keine „tote Hose“. Und wenn die Grundstückseigentümer eine öffentliche Nutzung unterbinden? „Niemand darf einen ganzen Block kaufen“, sagt Lemcke. Und: „Dafür gibt es einen Parzellenplan“. Auf die Frage, wer den Parzellenplan aufgestellt habe, tippt sich der Student mit dem Daumen auf die Brust. Doch entspreche diese Parzellierung auch der Planung der Stadt, welche die Grundstücke möglichst kleinteilig veräußern will.

Nach dem Leitbautenkonzept für die Mitte soll ein weiteres Gebäude der „berühmten acht Ecken“ an der Friedrich-Ebert-Straße als Wohnhaus wieder entstehen. „Wohnen am Synagogenblock“ nennt sich das Konzept von Kevin Schwenzer, das unter Anleitung von Prof. Ludger Brands entstanden ist. Wohnungsgrundrisse sind bereits aufgezeichnet, von mondänen 227 Quadratmetern bis zur bescheideneren Größe von 74 Quadratmetern. Äußerlich halten sich die Planungen meist an die alte Kubatur und historischen Dachformen, lediglich Johannes M. Dieckmann setzt Gauben auf das neue Ecken-Haus und gewinnt damit ein zusätzliches Geschoss.

Die Entwürfe der Architektur-Studierenden für die Potsdamer Mitte spiegeln den Konflikt zwischen modernem Anspruch und Historien-Restauration wider. Einer der Studenten, Robert Saling, hat diese Situation, die auch eine Einengung darstellt, aus der manche ausbrechen wollen, auf seinem Ausstellungsposter so formuliert: „In meinem Entwurf für Potsdams neue Mitte ist es mir wichtig, dieses typische Potsdamer Straßenbild zu erhalten beziehungsweise der neuen Mitte wieder zu geben.“

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })