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Von Peer Straube und Guido Berg: Havelufer als Leitbauten-Pilotprojekt

Stadt will kombinierten Architekten- und Investorenwettbewerb / Ausschreibung noch 2009

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Innenstadt - Bei der Bebauung der Alten Fahrt drängt die Stadt zur Eile. Um das Quartier am Havelufer möglichst zeitnah zum Landtagsschloss fertigstellen zu können, soll die öffentliche Diskussion zu Gestaltungsfragen und Leitbauten an der Alten Fahrt losgelöst von der Umgestaltung der übrigen Mitte geführt werden. Daher kündigte die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) gestern Abend im Bauausschuss schon für Ende Oktober dieses Jahres eine Berichterstattung über die Leitbauten an der Alten Fahrt an. Für die Erarbeitung einer Leitbauten-Liste nach kunsthistorischen und städtebaulichen Gesichtspunkten für die übrige Mitte hat die Stadt Zeit bis Jahresende. So beschloss es der Bauausschuss gestern Abend mit Mehrheit. Anita Tack und Frank Jäkel (beide Die Linke) enthielten sich.

„Wir brauchen ein starkes politisches Signal dafür, dass wir das Instrument Leitbauten anwenden wollen“, warb Christian Seidel (SPD) vorab, „als Vorgriff auf eine Gestaltungssatzung.“ Es gelte darum „Pflöcke für die architektonische und städtebauliche Qualität“ einzuschlagen, so Seidel. Bei jedem Leitgebäude müsse im Anschluss beim Wiederaufbau im Einzelnen bestimmt werden, wie stark die architektonische Annäherung an den Vorgängerbau sein soll.

Die Stadt reagiert mit dem Vorziehen der Alten Fahrt auf die zahlreichen Anträge der Stadtverordneten, wonach die Bebauung der Mitte zwischen Alter Fahrt, Altem Markt, Fachhochschulkomplex, Haus des Reisens und Lustgarten sowie das Parkraumkonzept zusammenhängend diskutiert und entwickelt werden sollen. „Wir müssen irgendwann den Deckel draufmachen“, sagte Oliver Graumann, Fachbereichsleiter für Stadterneuerung und Denkmalpflege, gestern vor Journalisten. Der Sanierungsträger als städtischer Treuhänder müsse dann mit dem Verkauf der Grundstücke am Havelufer so lange warten, bis ein Gestaltungskonzept für die gesamte Mitte vorliegt. Diese Gelder fehlten dann, so Graumann.

Als Kompromiss schlägt die Stadt daher einen kombinierten Architekten- und Investorenwettbewerb nach dem Vorbild des Landtagsschlosses vor. Potenzielle Investoren sollen ein Gestaltungs-, Finanzierungs- und Nutzungskonzept für das 1,5 Hektar große Filetgrundstück in der Potsdamer Mitte vorlegen. Ob das Areal als Paket oder in kleineren Tranchen europaweit ausgeschrieben werde, müsse noch diskutiert werden, sagte Baubeigeordnete von Kuick-Frenz. Ziel seien „kleinteilige Baukörper in hoher architektonischer Qualität“. Die Bedingungen sollen zuvor von Politik und Bürgern diskutiert werden: Zunächst sollen sich am 26. und 27. Mai Bauexperten, Verwaltungsvertreter und Politiker in einem Workshop mit der Alten Fahrt befassen, am 2. Juli soll es eine Bürgerversammlung des StadtForums im Alten Rathaus geben. Im Herbst könnten die Stadtverordneten dann die Ausschreibung beschließen, die noch 2009 starten soll. Da das kombinierte Verfahren ein Jahr dauert, wäre ohnehin erst 2011 Baubeginn. Bei einem reinen Architektenwettbewerb ohne Investoren verliere man mindestens fünf Monate, warnte Graumann. Hinsichtlich der Leitbauten an der Alten Fahrt sagte die Baubeigeordnete: Das Palais Barberini ist dabei gesetzt, das Palast-Hotel dagegen nicht. Diskutiert werden soll auch die Potsdamer Definition eines Leitbaus, etwa, ob man historisierende Fassaden will oder nur Proportionen und Maßstäbe historisch sein sollen. Für Dresden, wo Graumann vor seinem Potsdamer Job als Stadterneuerer arbeitete, seien ursprünglich nur neun Leitbauten festgelegt worden. „Inzwischen sind es freiwillig über 60 geworden“, sagte Graumann. Alle seien nach historischem Vorbild errichtet worden. Leitbauten hätten die Aufgabe, die „Grundmelodie“ der Bebauung festzulegen. Ziel sei eine lebendige Mitte mit einer „Nutzungsmischung“, die Erdgeschosse des neuen Quartiers müssten in jedem Fall zumindest teilweise öffentlich sein, forderte die Baubeigeordnete von Kuick-Frenz.

Bislang ungeregelt ist, wie man mit der geplanten Tiefgarage umgehen will. Wie berichtet, soll diese mindestens 300 Stellplätze bieten und damit den Bedarf für die gesamte Bauzeile abdecken. Dafür müsste sich die Garage allerdings über das gesamte Gebiet erstrecken, was eine Splittung des Havelufers bei der Ausschreibung mindestens erschwert. Dazu von Kuick-Frenz im Bauausschuss: Die Tiefgarage müsse auch den Parkraumbedarf von Nikolaikirche und Potsdam-Museum abdecken – „sonst hat das Auswirkung auf das Anwohnerparken“.

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