Links und rechts der Langen Brücke: Hehre Absichten
Michael Erbach glaubt, dass die Gegner der Garnisonkirche keine Chance bekommen werden, Zweifel am Projekt wecken zu können
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Am Sonntag hält Juliane Rumpel in der Friedenskirche einen Begrüßungsgottesdienst – es ist ihr erster Dienst als Pfarrerin der Kapelle am Standort der Garnisonkirche. Der Gottesdienst wird mehr sein als ein symbolischer Akt – die inhaltliche Arbeit für das künftige Gotteshaus in der Breiten Straße beginnt. Angesichts der riesigen Aufgabe, vor der die Garnisonkirchenstiftung steht – Wiedererrichtung der 1968 gesprengten Kriegsruine mit Kosten von 39 Millionen Euro allein für den Turm –, zeugt die Ordination von Frau Rumpel von viel Mut. Doch den haben diejenigen, die das Projekt betreiben, längst bewiesen. Die einstige Garnisonkirche soll in ihrer historischen Gestalt wiederaufgebaut werden – als stadtbildprägendes Gebäude und als offene Stadtkirche, als Ort der Versöhnung, der Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart mit dem Blick in die Zukunft. Wer sollte daran Anstoß nehmen? In dieser Woche gründete sich die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“. Die Argumente der Gegner der Kirche sind so wortgewaltig wie an den Haaren herbeigezogen. „Fanatische Preußenschwärmer“ wollten eine „Hitlerkirche“ errichten, hieß es unter anderem. Sicher, es gab den 21. März 1933, als sich mit dem Händedruck zwischen Hindenburg und Hitler in dieser Kirche Preußentum und Nationalsozialismus vereinten. Aber nichts, rein gar nichts von dem, was seit 2004 mit dem „Ruf aus Potsdam“ für den Wiederaufbau der Barockkirche geschah, gibt Anlass, an den hehren Absichten jener zu zweifeln, die die Kirche wiederhaben wollen. Jener „Tag von Potsdam“ 1933 ist Teil der Geschichte der Kirche – aber auch nur ein Tag. In der Garnisonkirche beteten beispielsweise viele der Offiziere des 20. Juli 1944, die Hitler stürzen wollten. Diese Widersprüchlichkeit von Geschichte ist genau einer der Ausgangspunkte für die künftige Kirchenarbeit an diesem Ort. Max Klaar, der Vorsitzende der Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel, ist zudem der beste Beweis dafür, dass die Garnisonkirche eben kein Wallfahrtsort für Preußen-Fans werden soll. Klaar sammelte mehrere Millionen Euro für eine Garnisonkirche in christlich-preußischer Tradition. So wollte er die Kirche, nur so. Die Garnisonkirchenstiftung hat auf diese Millionen verzichtet – obwohl die Finanzierung des Wiederaufbaus der Kirche derzeit das größte Problem darstellt. Die Gegner des Projekts werden nichts erreichen – und die Befürworter werden keine Zweifel an den guten Absichten des Wiederaufbauprojekts aufkommen lassen.
Michael Erbach
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