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Zufrieden. Sophie Dublitz (l.) und SPD-Bundestagsabgeordnete Wicklein.

© A. Klaer

Potsdamerin in den USA: „Heimweh nach Amerika“

Zehn Monate hat die 17-jährige Sophie Dublitz in den USA gelebt – heute sei sie ein „anderer Mensch“.

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Potsdam - Bei dieser Erinnerung muss Sophie Dublitz noch immer schmunzeln: „Für meinen neun Jahre alten Gastbruder war Deutschland ein anderer Planet. Gleich am Tag meiner Ankunft, auf dem Weg vom Flughafen zum Haus der Gastfamilie in Lansing, hat er mich gefragt, ob ich denn wissen würde, was eine Tomate ist“, erzählt die 17-jährige Potsdamerin. Zehn Monate hat Sophie im Rahmen eines Austauschprogramms in den USA verbracht. Mit der Unterstützung des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms konnte sie in Lansing, der Hauptstadt des Bundesstaates Michigan, leben und dort zur Schule gehen. Vor knapp vier Wochen ist sie nach Deutschland zurückgekehrt.

Der Aufenthalt habe sie total verändert und stark geprägt, sagt sie. „Ich bin als ganz anderer Mensch zurückgekommen.“ Mit strahlendem Lächeln erzählt die Schülerin des Helmholtz-Gymnasiums von der Zeit in Amerika. Sie berichtet vom Abschlussball, von ihrer Einstellung zum Beginn des Aufenthalts, „jedem Menschen so zu begegnen, als würde man sein ganzes Leben in den USA verbringen“. Dies habe ihr geholfen, leicht neue Freunde zu finden. Immer wieder betont sie außerdem, dass sie mit ihrer „perfekten Gastfamilie“ großes Glück gehabt hat.

Schon das erste Treffen war „unglaublich herzlich“, versichert Sophie. Auch habe die Familie von Anfang an versucht, sie mit Nachbarskindern und Schulkameraden bekannt zu machen. Ihre Beziehung zu den Gasteltern war sogar so gut, dass sie die beiden nur noch „Mama und Papa genannt hat“. Vor allem ihr Gastvater habe ihr sehr geholfen, da sie „mit ihm über Themen wie Heimweh oder Freunde reden konnte“. Beim gelegentlichen Skypen mit ihrer Mutter sei das Heimweh zwar präsent gewesen, viel eher habe sie aber schon zum Jahresanfang beim Gedanken, „aus Amerika wieder wegzumüssen“, getrauert. Heute hat sie „Heimweh nach Amerika.“

In der Schule wurden aber auch gesellschaftliche Unterschiede deutlich: „Als wir im Politikunterricht über das Waffenrecht der USA geredet und darüber diskutiert haben, habe ich ihnen erzählt, dass es keine Probleme geben würde, wenn so wie in Deutschland nicht jeder eine Waffe besitzen dürfte.“ Dies habe bei ihren US-amerikanischen Mitschülern für Heiterkeit gesorgt, erinnert sie sich. „Keine Waffen? Das sei doch ein Märchen.“

Sophie ist dankbar, das Stipendium vom Parlamentarischen Patenschaftsprogramm erhalten zu haben. Ohne das Programm wäre der finanzielle Aufwand eines Auslandsjahres nicht zu stemmen gewesen. Beim Parlamentarischen Patenschaftsprogramm vergibt der Bundestag Stipendien an Bewerber, die ein Jahr in den USA verbringen wollen. Diese müssen sich in Gesprächrunden und beim Beantworten von geschichtlichen und politischen Fragen beweisen. Am Ende bleiben drei Bewerber übrig, von denen ein Gewinner ausgewählt wird.

Nominiert wurde Sophie Dublitz von der Potsdamer Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein (SPD). Für sie sind die Stipendiaten „Botschafter“, die Deutschland in den USA vertreten. Ihre Wahl sei auf Sophie gefallen, da diese „überzeugend und unglaublich gut vorbereitet war“. Zusätzlich habe sie Sophies „Motivation, das Beste aus dem Jahr zu machen“, überzeugt, so Wicklein.

Immer wieder ist Sophie mit der großen Kluft zwischen Arm und Reich konfrontiert worden. Einem guten Freund in den USA hat sie anlässlich seines Geburtstages eine Feier organisiert. Es sei seine erste Geburtstagsparty gewesen, habe er ihr erzählt. Ein anderer Mitschüler konnte nicht mit auf einen Chorausflug, weil ihm dafür umgerechnet rund fünf Euro gefehlt hätten. So etwas sei in Deutschland „undenkbar“, glaubt Sophie.

Heute sei sie viel offener und selbstbewusster als vor der Zeit in den USA, resümiert die junge Potsdamerin. Diese Eigenschaften möchte sie nun auch in die 11. Klasse mitnehmen, die sie aufgrund des Austauschjahres wiederholen muss. Sorgen mache sie sich wegen der Zukunft nicht, sagt sie. „Amerika hat mir aufgezeigt, dass ich sehr viel kann.“

Julian Hampe

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