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Landeshauptstadt: Heiße Liebe zum kalten Theater

Die Potsdamer strömten am letzten Tag der offenen Tür vor Innenausbau-Beginn in die Schiffbauergasse

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Die Potsdamer strömten am letzten Tag der offenen Tür vor Innenausbau-Beginn in die Schiffbauergasse Der Bühnenraum ist in rotes Licht getaucht, Nebel wabert auf, ansonsten aber Kargheit in Beton, die Sitzreihen für mögliche 460 Besucher als kahle Abstufung nur angedeutet, durch die später mit einer Doppelglaswand versehenen, jetzt aber noch offenen Wände dringt Eiseskälte herein – doch die Stimmung der Besucher des neuen Theaters in der Schiffbauergasse könnte besser nicht sein. Rund 3000 Schaulustige, zumeist Potsdamer, hatte der letzte Tag der offenen Tür vor Innenausbaubeginn am Sonnabend angelockt und viele dürften die Meinung von Heidrun Scorr und Kerstin Brauer teilen: „Wir sind Blechbüchsengegner und deshalb eigentlich nicht mehr ins Theater gegangen. Aber wenn dieses Haus fertig ist, werden wir wohl wieder öfter kommen.“ Ein ganzer Pulk Babelsberger reagiert nicht ganz so euphorisch, aber „schöner Standort“ und „das wird klasse“ tönt es auch aus ihrem Mund. Wer sich am Theaterraum satt gesehen hatte, das Anstehen für die Führung durch die inneren Räume von Theatershop bis Werkstätten und Künstlergarderoben nicht scheute und schließlich auf der Foyerterrasse mit Ausblick auf den Tiefen See landete, der war des Lobes voll. Dabei ist vieles noch unvollkommene Baustelle, auch im Außenbereich. So soll zum Beispiel die begrünte Außenterrasse über drei Meter Höhe bis an das obere Foyer herangezogen werden, damit man auch dort vor die Tür treten und den Seeblick bei frischer Luft genießen kann. Grundsätzlich gestatten Glaswände den Blick bis zum Flatowturm, schützen dann aber vor der am Samstag reichlich mitgelieferten Kälte. Das Gewimmel auf der Theaterschaustelle sahen nicht nur die Vertreter des Hans-Otto-Theaters gern, auch Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz zeigte sich hochzufrieden mit dem bisher Entstandenen. Als 1999 die Entscheidung in der Stadtverordnetenversammlung fiel, den Theaterneubau in der Schiffbauergasse zu beginnen, war sie noch nicht in Amt und Würden, musste aber später die Pleite des ersten Bauherren, der LEG Brandenburg, durchstehen und die Baudurchführung in Eigenregie der Stadt überleiten. Ehe das endlich gesichert war, gab es noch manche Zitterpartie. Und die hatte mit Winterkälte nichts zu tun. Im April 2003 dann endlich der erste Spatenstich, am 14. Oktober die Grundsteinlegung und nun Fertigstellung des Rohbaus. Auch die Bauchefin erwärmte dieser Erfolg offensichtlich von innen heraus und selbst beim Ausbau der Zichorienmühle als Gaststätte zeigte sie sich optimistisch. Sie gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die Gaststätte zeitgleich mit der Theatereröffnung im September 2006 ihre Arbeit beginnt. Volkmar Raback, geschäftsführender Direktor des Hans-Otto-Theaters, fühlt sich ebenfalls schon wohl in seinem neuen Haus. „Egal, mit wem ich heute gesprochen habe“, meinte er, „die Potsdamer nehmen das neue Haus schon jetzt an und machen klar, dass sie ihr eigenes Theater haben wollen und es auch lieben.“ Eine Sorge treibt Raback allerdings um und die ist nicht ganz unberechtigt: Die geradezu unerschöpfliche Beschädigungslust der Sprayer, die vor nichts halt macht. An der Reithalle A habe man immer wieder versucht, die Graffities zu entfernen, doch die Kosten seien so hoch, dass man sich das gar nicht mehr leisten könne, meint er. Den Gasometer, der einen Grundanstrich bekommt, aber schon jetzt bekrakelt ist, will man selbst mit Theaterwerbung dekorieren und eventuell von Sprayern gestalten lassen, um die Krakler fern zu halten. fran

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